Mehr als 1,70 Euro für einen Liter Super E10 und
rund 1,55 Euro für Diesel. Im September mussten die Autofahrer
Höchstpreise für den Sprit zahlen. Auch im Jahresdurchschnitt
kostete der Treibstoff 2012 so viel wie noch nie. dapd-Korrespondent
Sebastian Heise sprach mit dem ADAC-Präsidenten Peter Meyer über die
Preisentwicklung an den Tankstellen und die Alternative Elektroauto.
München (dapd). Mehr als 1,70 Euro für einen Liter Super E10 und
rund 1,55 Euro für Diesel. Im September mussten die Autofahrer
Höchstpreise für den Sprit zahlen. Auch im Jahresdurchschnitt
kostete der Treibstoff 2012 so viel wie noch nie. dapd-Korrespondent
Sebastian Heise sprach mit dem ADAC-Präsidenten Peter Meyer über die
Preisentwicklung an den Tankstellen und die Alternative Elektroauto.
dapd: 2012 mussten die Autofahrer für Diesel und Benzin so viel
Geld wie noch nie bezahlen. Wie erklären Sie sich die hohen
Spritpreise?
Meyer: Es ist für die Autofahrer eine bittere Erkenntnis, dass
die Kraftstoffpreise praktisch jedes Jahr neue Höchststände
erklimmen. Das jetzt zu Ende gehende Jahr ist das mit Abstand
teuerste Tankjahr aller Zeiten, auch wenn die Preise zuletzt wieder
gesunken sind. Dazu beigetragen haben unter anderem die hohen
Rohölnotierungen, die die Spritpreise schon im März und April auf
bis dahin nicht gekannte Rekordmarken getrieben haben. Aber es waren
auch die Mineralölkonzerne, die insbesondere im August und September
2012 mit ihrem Gewinnstreben dafür gesorgt haben, dass Benzin und
Diesel so teuer waren nie zuvor.
dapd: Gibt es denn ein Mittel gegen die ständigen
Preiserhöhungen?
Meyer: Ein Unternehmen, das nicht darauf abzielt, seinen Gewinn
zu steigern, gibt es nicht. Es kommt jedoch darauf an, ob die
Preise, die ein Konzern für ein Produkt verlangt, vom Kunden
akzeptiert werden. Das heißt: Würden Autofahrer überteuerte Anbieter
auf dem Kraftstoffmarkt meiden und konsequent günstigere Tankstellen
ansteuern, dann würde sich das auf das gesamte Preisniveau positiv
auswirken. Gleichwohl ist es den Konzernen gelungen, gerade im
Spätsommer stark überhöhte Preise für die Kraftstoffe zu kassieren.
dapd: Wie war die Entwicklung der vergangenen Jahre? Mussten die
Autofahrer von Jahr zu Jahr mehr für den Sprit bezahlen?
Meyer: Sieht man vom Jahr 2009 ab, als die Kraftstoffpreise
infolge der Wirtschaftskrise niedriger waren als im Jahr zuvor, ist
Benzin seit 1998 noch in jedem Jahr im Schnitt teurer gewesen als im
Jahr zuvor. Generell sind die Kraftstoffpreise deutlich stärker
gestiegen als die allgemeinen Lebenshaltungskosten.
dapd: Rechnen Sie damit, dass die Spritpreise auch im kommenden
Jahr wieder steigen?
Meyer: Man sollte mit solchen Prognosen zurückhaltend sein. Es
gibt gute Gründe, die einen Anstieg der Rohölpreise wahrscheinlich
erscheinen lassen – Stichwort Nahostkonflikt. Genauso möglich ist
ein Rückgang des Ölpreises, wenn etwa die Weltwirtschaft erlahmt.
Beide Szenarien würden die Entwicklung der Kraftstoffpreise in
gegensätzlicher Weise beeinflussen.
dapd: Obwohl das herkömmliche Super nochmals vier Cent teurer
ist, ist bisher nur eine Minderheit der Autofahrer auf E10
umgestiegen? Wie erklären Sie sich das?
Meyer: Der Absatz von E10 steigt, wenn auch immer noch sehr
langsam. Möglich, dass dies immer noch auf einen Rest an
Verunsicherung der Autofahrer bei diesem Thema zurückzuführen ist.
Ich denke jedoch, dass viele Menschen heute E10 vor allem deswegen
meiden, weil sie befürchten, Hungersnöte oder Umweltschäden zu
verursachen. Aus meiner Sicht sind derartige Sorgen zwar
verständlich, aber nicht berechtigt.
dapd: Die Autokonzerne starten langsam auch das Geschäft mit den
Elektroautos. BMW beispielsweise will Ende des kommenden Jahres das
erste E-Auto in Serie produzieren. Welche Chancen geben Sie den
Elektroautos?
Meyer: Der ADAC hat in der gesamten Debatte um das Elektroauto
stets klar gemacht, dass der Verbraucher stärker eingebunden werden
muss. Es reicht nicht, wenn Hersteller und Politik über dieses Thema
reden. Der Verbraucher will, dass das E-Auto günstiger wird.
Passiert dies nicht, wird es schwierig. Wenn Städte und Kommunen
jetzt vorangehen und E-Autos in ihre Flotten integrieren, wird sich
einiges zum Positiven bewegen. Schließlich reichen im städtischen
Bereich E-Autos mit ihrer begrenzten Reichweite völlig aus. Gleiches
gilt für touristische Regionen. In diesen Bereichen haben E-Autos,
wenn sie günstiger werden, gute Chancen.
dapd: Wann werden E-Autos denn eine relevante Größe haben?
Meyer: Seriöse Schätzungen sind derzeit nicht möglich. Dies hängt
zunächst vom Preis und von der Vergrößerung der Reichweite ab. Die
Alltagstauglichkeit von Elektroautos muss weiter verbessert werden.
Hierzu gehört auch der Faktor Sicherheit. Es reicht nicht, immer nur
die fehlende Reichweite zu betonen. E-Autos können sicher gebaut
werden. Der ADAC hat ein E-Auto von Mitsubishi einem Crashtest
unterzogen, und es hat sich gezeigt, dass das Auto vergleichbaren
Pkw mit Verbrennungsmotor in puncto Sicherheit nicht hinterherhinkt.
dapd: Wann wird es flächendeckend Strom-Tankstellen geben?
Meyer: Hier kommt man schnell in ein „Henne-Ei“-Problem. Ob es
zuerst genug Autos geben muss oder zunächst die Infrastruktur stehen
muss, ist aber die falsche Frage. Beides muss Hand in Hand gehen. In
einigen Städten ist die Infrastruktur für Elektroautos schon sehr
gut entwickelt. Als Beispiel kann ich Berlin nennen. Auch der ADAC
engagiert sich in Pilotprojekten, zum Beispiel mit Ladestationen auf
Autobahnen.
dapd.djn/T2012122850137/jsh/mwa
(München)