Berlin/Göttingen (dapd). Das wird bei vielen Kindern und Teenies sicher ganz oben auf dem Wunschzettel stehen: ein Handy. Denn die kleinen Multifunktionsgeräte gehören für immer Jüngere einfach zum Alltag. Doch die Eltern fürchten um ihr Portemonnaie: Wie können sie verhindern, dass der Nachwuchs mit Endlos-Gesprächen oder Klingelton-Abos ihr Geld verpulvert?
96 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren haben heute ein Handy, hat die neueste Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (MPFS) ergeben, der junge Menschen zu ihren Mediengewohnheiten befragt hat. Am häufigsten nutzen die befragten Jugendlichen ihr Handy zum Telefonieren, fürs Versenden von SMS und – wenn sie Internetzugang haben – zum Chatten in sozialen Netzwerken, vor allem Facebook. Viele hören auch Musik mit dem Handy. Spiele sind eher für Jungen wichtig, Mädchen haben größere Lust am Fotografieren.
Bunte Modelle mit wenig Tasten
Beim ersten Handy sollten Kinder mindestens neun Jahre alt sein, so die Empfehlung der Initiative "Schau Hin!" von Bundesfamilienministerium, ARD, ZDF, Vodafone und TV Spielfilm. "Erst dann haben Kinder eine Vorstellung von Zahlen und Geld", erklärt Medienpädagogin Kristin Langer von "Schau Hin!".
Speziell für Kinder sind vereinfachte Modelle auf dem Markt. Die bunten Geräte haben meist wenige Tasten, auf denen jeweils eine Nummer gespeichert werden kann. Dazu bieten sie eine Notruffunktion, bei der ein nicht angenommener Anruf zunächst unter mehreren Nummern weiter geschaltet wird und schließlich bei einer Notrufzentrale landet. Und auch eine Ortungsfunktion wird angeboten. So können Eltern per SMS oder Internet bis auf etwa 100 Meter genau abrufen, wo die Kleinen sich aufhalten.
Für etwas größere Kids sind solche Handys sicher out. Dann kann es auch ein einfaches Modell für Erwachsene sein. Bevor man sich entscheidet, sollte man sich aber über den Tarif Gedanken machen.
Pädagogischer Effekt
"Am besten eignen sich Prepaid-Angebote", erläutert Falko Hansen vom Vergleichsportal teltarif.de – "sofern sie echte Prepaid-Tarife sind." Dabei sind die Kosten gedeckelt. Ist das Budget aufgebraucht, erhöht es sich nicht automatisch, sondern die Kids können tatsächlich nicht mehr anrufen, simsen oder chatten. Kristin Langer findet das auch aus pädagogischer Sicht wichtig: "So lernen Kinder, mit einem bestimmten Geldbetrag auszukommen."
Teurer sind dagegen spezielle Kindertarife einiger Anbieter. Telefonminuten, SMS und Datenvolumen für die Internetnutzung kosten bei ihnen deutlich mehr als bei den günstigen Prepaid-Tarifen. Sie haben dafür den Vorteil, dass sie Verbindungen zu einer Nummer der Eltern kostenlos anbieten. So ist der Anruf bei Mama oder Papa auch dann noch möglich, wenn das Budget aufgebraucht ist. "Wer das sichergestellt haben möchte, für den sind Kindertarife richtig", sagt Falko Hansen. Kristin Langer empfiehlt, nicht zu sehr auf die ständige Verfügbarkeit der Eltern zu setzen, sondern auch das Selbständigwerden der Kinder im Blick zu behalten.
Kindertarife punkten zudem mit Voreinstellungen zum Schutz vor kostenintensiven Überraschungen. So sind von vornherein teure Sondernummern gesperrt, ebenso Premiumdienste, was teure Klingelton-Abos verhindert. Auch das Internet ist meist nicht zugänglich. Eine grundsätzliche Voraussetzung für Kindertarife besteht meist darin, dass ein Elternteil bereits Kunde bei dem Anbieter sein muss.
Diese schützenden Voreinstellungen fehlen bei preiswerten Prepaid-Tarifen. Da helfen nur Gespräche, Regeln und einige Tricks beim Einrichten des Handys. Eltern sollten ihren Kindern erklären, welche Nummern hohe Kosten verursachen – zum Beispiel Vorwahlen wie 0900 oder 0137. Hilfreich ist es, solche möglichen Preistreiber aus dem voreingestellten Telefonverzeichnis zu löschen. "Auch die Bluetooth-Funktion sollte man abschalten, damit nicht Inhalte auf dem Handy ankommen, die man nicht will", rät Kristin Langer.
Internetkompetenz erlernen
Sie plädiert dafür, den Internetzugang per Handy nicht gleich zu ermöglichen. "Zunächst sollte das Surfen am Computer zu Hause die einzige Option sein." Doch weil Soziale Netzwerke für Kinder und Jugendliche immer wichtiger werden, nutzen auch immer mehr das Netz von unterwegs. Heute sind laut MPFS-Studie schon knapp 30 Prozent der zwölf- bis 13-Jährigen stolze Besitzer eines Smartphones. Dann können Eltern die erlernten Regeln für den Umgang mit dem Internet übertragen. Sie sollten die Kinder anhalten, jedes Angebot genau darauf zu prüfen, was es kostet. Bestimmte Einstellungen am Smartphone verhindern, dass die Kinder teure Zusatz-Apps kaufen. Wie das geht und welche weiteren hilfreichen Einstellungen es gibt, erklärt "Schau Hin!" auch auf der Internetseite schau-hin.info unter "Handy&Smartphone".
dapd