Nächster Preisschock für Millionen deutsche
Stromkunden: Knapp 2,4 Millionen Vattenfall-Kunden in Hamburg und
Berlin müssen ab dem Jahreswechsel deutlich mehr für elektrische
Energie zahlen.

Berlin (dapd). Nächster Preisschock für Millionen deutsche
Stromkunden: Knapp 2,4 Millionen Vattenfall-Kunden in Hamburg und
Berlin müssen ab dem Jahreswechsel deutlich mehr für elektrische
Energie zahlen. Der schwedische Staatskonzern werde die Preise um
rund 13 Prozent anheben, sagte ein Unternehmenssprecher der
Nachrichtenagentur dapd und bestätigte damit Berichte der Zeitungen
„Berliner Morgenpost“ und „Die Welt“ (Donnerstagausgaben).

Demnach steigt etwa der Arbeitspreis im Grundversorgungstarif
„Hamburg Basis“ von 23,92 Cent auf 27,39 Cent pro Kilowattstunde.
Das wäre die höchste Preiserhöhung in Deutschland in der Geschichte
des Konzerns. Die betroffenen Verbraucher sollen nach Firmenangabe
in der kommenden Woche schriftlich informiert werden. Wie die „Welt“
unter Berufung auf Vattenfall-Berechnungen berichtet, muss sich ein
Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2.200
Kilowattstunden auf eine Mehrbelastung von 77,40 Euro im Jahr
einstellen.

Zwtl.: Strompreise haben sich in zwölf Jahren fast verdoppelt

Zuvor hatten bereits EnBW, E.on und RWE deutliche Preiserhöhungen
angekündigt. Die Stromkosten in Deutschland steigen seit Jahren.
Nach Angaben der Agentur für Erneuerbare Energien und des
Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben sich
die Verbraucherpreise für Strom seit dem Jahr 2000 im Schnitt von
13,9 Cent auf rund 26,0 Cent pro Kilowattstunde fast verdoppelt.

Den Schuh für die jüngste Preissteigerung wollen sich Vattenfall
und Co. allerdings nicht anziehen. In den Augen des schwedischen
Konzerns ist der größte Preistreiber der deutsche Staat. Von dem
jüngsten Preisaufschlag von 6,45 Cent je Kilowattstunde gehen laut
Vattenfall-Vertriebschef Rainer Wittenberg 5,77 Cent oder rund 85
Prozent auf Steuern und Abgaben zurück. Hauptverantwortlich dafür
ist nach Ansicht der Stromkonzerne die Öko-Umlage gemäß
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die im kommenden Jahr von 2,6
Cent auf von rund 5,3 Cent pro Kilowattstunde erhöht wurde. Mit der
Abgabe sollen die Kosten des Atomausstiegs und der Energiewende
finanziert werden.

Auch für die Zukunft machte Wittenberg den Stromkunden deswegen
wenig Hoffnung auf stabile Preise. „Die Energiewende wird dafür
sorgen, dass der staatlich veranlasste Preisbestandteil weiterhin
der Preistreiber bleibt“, sagte Wittenberg der „Welt“. Dem
Unternehmen sind seiner Ansicht nach bei der Preisgestaltung die
Hände gebunden. „Wir machen Inkasso für den Staat“, sagte
Wittenberg. Auch die Ökostromanbieter Greenpeace Energy und
Lichtblick kündigten am Donnerstag unter Verweis auf die EEG-Umlage
und gestiegene Netzentgelte Preiserhöhungen zum 1. Januar 2013 an.

Zwtl.: Umwelthilfe sieht keine „bedrohliche“ Preissteigerung

Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist das kein großes
Problem. Nach ihren Angaben wird die EEG-Umlage im kommenden Jahr
nur 0,5 Prozent der Konsumausgaben eines deutschen
Durchschnittshaushalts ausmachen. Daher seien die zurzeit von den
Stromversorgern verschickten Ankündigungen „für niemanden wirklich
erfreulich, aber für die große Mehrzahl der Empfänger auch nicht
bedrohlich“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Michael Spielmann am
Donnerstag in Berlin.

Viel stärker belasteten steigende Sprit- und Heizkosten die
Privathaushalte. Laut einer von der DUH am Donnerstag präsentierten
Beispielrechnung muss ein durchschnittlicher Drei-Personen-Haushalt
in diesem Jahr monatlich insgesamt 293 Euro für Energie, aber nur 10
Euro für die EEG-Umlage aufbringen.

Zugleich räumte Spielmann aber ein, dass die Preiserhöhung für
die untersten Einkommensgruppen „ein Problem“ sei. Daher sei die
Politik gefordert, bei der Energiewende „für eine faire
Lastenverteilung“ zu sorgen. Der Kurs der Bundesregierung, „immer
größere Teile der Industrie über Gebühr zu entlasten“ und
Geringverdiener zu belasten, müsse beendet werden, forderte
Spielmann. Ähnlich hatten sich zuvor Sozialverbände geäußert und
wegen der steigenden Strompreise höhere Hartz-IV-Sätze gefordert.

dapd.djn/T2012111500216/mhs/mai

(Berlin)