Leipzig (dapd). Kaum ist die Schule aus, tobt der Junge von nebenan durch den Hausflur und verwandelt die Nachbarwohnung in einen Abenteuerspielplatz – Tag für Tag, zum Leidwesen der Nachbarn. Besonders ältere Menschen leiden unter dem Lärm, den Kinder verursachen. Wer etwas dagegen tun will, muss diplomatisch sein, sagt der Diplompsychologe und Stressbewältigungstrainer Andreas Winkler. "Das erfordert immer auf beiden Seiten ein Stück Toleranz."

Rein rechtlich können Anwohner gegen Kinderlärm nichts mehr ausrichten: Nach der neuesten Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes im Jahr 2011 gilt der Krach, den Kinder machen, nicht mehr als schädliche Umwelteinwirkung – Klagen hätten also keine rechtliche Grundlage. "Kinder haben das Recht, sich kindgerecht zu verhalten", sagt Andreas Winkler.

"Wenn, dann muss der Weg über ein konstruktives Gespräch mit den Eltern gehen", sagt er. Vorher sollten sich Nachbarn überlegen, was sie erreichen wollen. "Man wird nicht erwirken können, dass die Kinder ein ständiges Tobe-Verbot bekommen", sagt Andreas Winkler. Er rät älteren Nachbarn dazu, einen ruhigen Moment abzupassen und besonnen mit den Eltern zu sprechen. Senioren sollten daran denken, dass auch sie einst Kinder waren.

Bei regelmäßigem Lärm rät der Psychologe dazu, eine gelassene Grundhaltung zu entwickeln. "Wenn ich mich darauf eingeschossen habe, dass gleich wieder das Chaos losgeht, bin ich emotional so darauf fokussiert, dass ich den Krach verstärkt wahrnehme", sagt er. Sein Tipp: Einkaufen oder spazieren gehen, während der Nachbarsjunge tobt.

dapd