München (dapd). Es ist nicht mehr selbstverständlich, zur eigenen Naturfarbe zu stehen, wenn das Haar grau oder weiß geworden ist. Viele Menschen der Generation 50 plus tönen, färben oder "re-naturalisieren".
Doch das sei keine Lösung, meint Sabine Reichel. Die Autorin fordert in ihrem Buch "Grau ist great" dazu auf, wahre Farbe zu bekennen. Denn mit künstlichen Farben lasse sich kein Verschönerungseffekt erzielen. Im Gegenteil: Zu dunkel gefärbtes Haar mache alt und gelbliche Barbiemähnen oder kirschrote Fransen wirkten bei über Sechzigjährigen wenig jugendlich und seien auch Selbstbetrug.
Lesenswert schildert die bekennende "Nicht-Färberin" die Diskussion zwischen "Naturalistinnen" und "Haarfarbenjunkies" mit vielen Beispielen. Haarfarbe sei mehr als nur Optik, erklärt sie. Sehr viele Frauen, die seit Jahrzehnten färbten, wüssten nicht mehr, wie sie mit ihrer natürlichen Haarfarbe aussehen. Und somit auch nicht, wer sie eigentlich seien. "Haarfarbe und Haarstruktur sind so individuell wie Fingerabdrücke und Lebenslinien. Wenn man sie stark ändert, verliert man etwas", schreibt Reichel.
In ihrem Buch gibt die Autorin auch praktische Tipps, wie Frauen – und Männer – sich zu ihrem wahren Selbst bekennen können. Oft sei ein "Bad-Hair-Jahr" durchzustehen und auch Kritik müsse man begegnen. Doch ob kurz oder lang, silber, grau oder weiß – es sei auf jeden Fall wichtig, die eigene Farbe und Haarstruktur zu zelebrieren. Wer authentisch sei, strahle attraktive Lebenserfahrung aus. Denn, wie Sabine Reichel betont: "Die gefährlichen Grauzonen sind die im, nicht auf dem Kopf."
Sabine Reichel: "Grau ist great. Mit Stolz und Stil in ein neues Leben", Heyne, 2012, 8,99 Euro, ISBN: 978-3-453-60212-0.
dapd