In deutschen Innenstädten sind die
Wohnungsmärkte leer gefegt, die Preise steigen stark,
Immobilienmakler machen satte Geschäfte. Betongold ist gefragt, es
gilt vielen Anlegern als Möglichkeit, sich gegen höhere Inflation zu
wappnen. Die Eurokrise und nun die Ankündigung der Europäischen
Zentralbank (EZB), Anleihen von Krisenstaaten aufzukaufen, schürt
Ängste.

Frankfurt/Main (dapd). In deutschen Innenstädten sind die
Wohnungsmärkte leer gefegt, die Preise steigen stark,
Immobilienmakler machen satte Geschäfte. Betongold ist gefragt, es
gilt vielen Anlegern als Möglichkeit, sich gegen höhere Inflation zu
wappnen. Die Eurokrise und nun die Ankündigung der Europäischen
Zentralbank (EZB), Anleihen von Krisenstaaten aufzukaufen, schürt
Ängste. Viele Bundesbürger fragen sich, wie berechtigt die Furcht
vor der Geldentwertung ist und was sie dagegen tun können.

Anders als in anderen Staaten sind die Deutschen beim Thema
Inflation besonders hellhörig. Ins kollektive Gedächtnis sind die
Erinnerungen an die Hyperinflation der frühen 20er-Jahre oder die
Währungsreform von 1948 eingebrannt. Die D-Mark hatte es geschafft,
die Ängste zu lindern, aber spätestens mit dem angekündigten
Staatsanleihenkauf durch die EZB ist die Furcht wieder da, die
Ersparnisse zu verlieren.

„Wir wissen, auch aus der deutschen Geschichte, dass
Staatsfinanzierung über die Notenbank Inflation auslöst“, sagt der
Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. „Ich teile deshalb die
Inflationsängste der Bürger.“

Wenn die EZB Staatsanleihen kauft, schafft sie quasi aus dem
Nichts neues Geld. Denn die Menge des Geldes ist nicht fix. Wenn
aber die Geldmenge steigt, ohne dass es auch mehr Waren zu kaufen
gibt, dann sinkt tendenziell der Wert jedes einzelnen Euro.

Derzeit schwankt die Inflation um zwei Prozent und liegt damit
noch am oberen Ende des Bereichs, in dem die EZB von Stabilität
spricht. Volkswirt Krämer rechnet nicht damit, dass die Inflation
sofort anzieht. Das Geld müsse zunächst von den Banken zu den
Bürgern gelangen, in Form von Krediten. Erst dann steige die
Geldmenge im realen Wirtschaftskreislauf.

Technisch wäre es zwar möglich, das zusätzliche Geld
abzuschöpfen. Krämer zweifelt aber daran, dass der EZB dies gelingt.
„Wie will denn die EZB den Wunsch vieler europäischer Politiker nach
mehr Inflation ablehnen?“, fragt er. Schließlich sei die Notenbank
sehr nah an die Politik gerückt und habe einen Teil ihrer
Unabhängigkeit aufgegeben. „Ich denke, wir werden aus der Krise mit
einem ‚Zuviel‘ an Geld gehen“, sagt der Ökonom. Die Folge? „In
Deutschland werden die Immobilienpreise in den Großstädten weiter
steigen“, erklärt Krämer.

Zwtl.: Anleger sollten ihr Geld streuen

Was können die Bürger nun tun, um sich vor Inflation zu schützen?
Auch die Experten können da keine einfache Antwort geben. „Es gibt
kein bestimmtes Produkt, das alleine vor Inflation schützt“, sagt
Martha Chlebowski, Finanzberaterin bei der Verbraucherzentrale
Baden-Württemberg. Überhaupt sei noch gar nicht klar, wie stark die
Inflation nach oben gehen werde. „Das wäre reine Spekulation“, sagt
sie.

Es gelte die Binsenweisheit, wonach Anleger ihr Geld streuen
sollten, sagt Chlebowski. „Wenn eine größere Katastrophe kommt,
verlieren Sie nicht alles auf einmal.“ Geldwerte wie Tagesgeld oder
Festgeld sollten kombiniert werden mit Sachwerten wie Immobilien
oder Rohstofffonds.

Aus Angst vor Inflation allein auf Sachwerte zu setzen, sei aber
keine gute Idee. Dabei gebe es schließlich Wertschwankungen
auszuhalten und ein Verlustrisiko abzuwägen. Selbst Gold sei
allenfalls als kleiner Baustein der Geldanlage geeignet, weil es nun
mal keine sichere Anlage sei: Der Preis kann stark schwanken, die
Lagerung kostet Geld und Zinsen wirft es auch nicht ab.

Die eigenen vier Wände hält die Verbraucherschützerin eher „für
eine Frage der Lebensqualität“, weniger für ein reines Anlageobjekt.
Wichtig sei es, sich wegen einer Wohnung oder eines Hauses nicht zu
hoch zu verschulden, also auf eine hohe Eigenkapitalquote zu achten.

Immobilien seien ganz bestimmt kein Allzweckmittel, um die
Ersparnisse zu schützen. „Den Großteil des eigenen Geldes in eine
Immobilie zu stecken, ist auch keine sichere Anlage“, sagt
Chlebowski. Schließlich hätte man damit alles auf ein Pferd gesetzt,
und der Wiederverkauf könne Verluste bringen.

dapd.djn/T2012090350923/ph/pon

(Frankfurt/Main)