Abgelenkt oder unachtsam zur
falschen Zapfpistole gegriffen: Mehr als 5.000 Autofahrern ist
dieses Missgeschick im vergangenen Jahr passiert. Mitunter wird auch
aus einem Reservekanister der falsche Treibstoff eingefüllt.

Edingen-Neckarhausen (dapd). Abgelenkt oder unachtsam zur
falschen Zapfpistole gegriffen: Mehr als 5.000 Autofahrern ist
dieses Missgeschick im vergangenen Jahr passiert. Mitunter wird auch
aus einem Reservekanister der falsche Treibstoff eingefüllt. „Wie
mit dem Malheur umzugehen ist, hängt davon ab, was und wie viel
falsch getankt wurde“, beschreibt Carsten Graf vom
ADAC-Technikzentrum in Landsberg die Schadenminderungsstrategie.
Besonders aufpassen sollten Diesel-Fahrer.

An der Tankstelle passt die Benzin-Zapfpistole auch in den
Einfüllstutzen eines Diesel-Fahrzeugs. „Bei Benzinern hingegen
schützt die dickere Dieselzapfpistole vor Verwechslung“, sagt
Dietmar Clysters von der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald in
Edingen-Neckarhausen. Nur wenige Liter des falschen Kraftstoffs im
Dieseltank genügen, um die Einspritzanlage zu beschädigen.

Schon das bloße Anlassen des Dieselmotors kann zu einem kapitalen
Motorschaden mit Reparaturkosten von mehreren Tausend Euro führen.
Deshalb: Motor auslassen. „Der Tankinhalt muss abgelassen, das
Kraftstoff-System gereinigt und neu mit Diesel befüllt werden“,
schildert der Neusser Kfz-Meister Hubert Erz die Schadensbegrenzung.

Zwtl.: Schon kleine Mengen können verhängnisvoll sein

„Diesel besitzt spezielle Schmiereigenschaften, die ein
Blockieren des Einspritzsystems verhindern. Bereits geringe
Beimischungen von Benzin lassen diesen schützenden Schmierfilm
reißen“, sagt Clysters zum technischen Hintergrund.

Umgekehrt, bei Diesel statt Benzin, heißt es ebenfalls, den Tank
sofort entleeren, wie die Fachleute empfehlen. Störungen der
Kraftstoffanlage, beispielsweise verstopfte Filter, Düsen,
Regelungsteile oder Ventile, könnten schon durch eine geringe Menge
Diesel entstehen.

„Auch in diesem Fall muss je nach Herstellervorschrift oft nicht
nur der Tank gereinigt, sondern ebenso die gesamte Kraftstoffanlage
gründlich gesäubert und überprüft werden“, sagt ADAC-Mitarbeiter
Graf. Allerdings kommt diese Fehlbetankung erfahrungsgemäß nur
selten vor, da ja die Diesel-Zapfpistolen meist nicht in die
Einfüllstutzen von Benzin-Fahrzeugen passen.

Bei einem Tankstopp im Ausland sollte man ebenfalls genau
hinschauen, welche Kraftstoffsorte die richtige ist. „Die deutschen
Bezeichnungen Super, Super E10, Super plus sind nämlich nicht
überall gebräuchlich“, sagt Philip Puls vom TÜV Süd in München.

Dieselfahrer haben es dabei etwas einfacher, es gibt europaweit
eigentlich nur eine einzige Qualität, die noch dazu überall
erhältlich ist. Zudem ist bei den Bezeichnungen „Diesel“ weit
verbreitet.

Zwtl.: Für Missgriffe kommt keine Versicherung auf

Mehr Obacht ist bei Otto-Kraftstoffe geboten. In manchen Ländern
wird die Qualität in Sternen (Stars) angegeben oder mit dem Zusatz
„Premium“. Zudem kann Benzin auch schon mal „Gasoline“
(Großbritannien), „Essence“ (Frankreich) oder „Benzyna bezolowiowa“
(Polen) oder „Carburante“ (Spanien) heißen. Eine gute Orientierung
bietet die Oktanzahl, die an den meisten Zapfsäulen zu finden ist.
95 ist Super/Eurosuper, 98 Super Plus. Werden zwei Oktanzahlen auf
der Zapfsäule ausgewiesen, gilt die höhere, die mit dem Zusatz ROZ
versehen ist.

„Moderne Motoren stellen sich allerdings automatisch über eine
elektronische Klopfregelung auf geringere Qualitäten ein.
Entsprechend sind keine Probleme zu befürchten“, gibt Puls
Entwarnung. Dennoch sollte im Zweifelsfall der höherwertige
Treibstoff getankt werden.

„Die Wahl des falschen Kraftstoffs gilt übrigens als reiner
Bedienungsfehler. Versicherungen, Mineralölkonzerne und Autobauer
kommen daher für die Unachtsamkeit der Autofahrer nicht auf“, warnt
Kfz-Fachmann Clysters.

dapd.djn/T2013040800299/nom/K2120/mwa

(Edingen-Neckarhausen)