Hannover (dapd). Schrille Mundharmonikatöne klingen durch das Wohnzimmer, zwei Westernhelden ziehen ihre Colts zum Showdown – und ausgerechnet jetzt klingelt es an der Tür. Was früher den Fernsehabend jäh beendet hat, ist heute kein Problem mehr. Denn an die meisten neuen Fernseher kann man eine Festplatte anschließen. Mit deren Hilfe kann man nicht nur Filme aufnehmen, sondern auch im laufenden Programm vor- und zurückspulen. Allerdings steckt der Teufel im Detail. Beim Kauf eines neuen Fernsehers lohnt es sich daher, diese Aufnahmefunktion einmal genauer zu betrachten.
"Das Aufnehmen auf externe Festplatten ist eine sehr praktische Sache", sagt Roland Seibt, stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift "Video-Magazin". Man brauche keinen Video- oder Festplatten-Recorder mehr. "Eine externe Festplatte kann man wunderbar mit Klettband hinten am Fernseher festmachen", sagt Seibt. Dadurch werde der Geräte- und Kabelwust im Wohnzimmer übersichtlicher. Zudem brauche man auch keine separate Fernbedienung für die Festplatte, da man die Aufnahmen mit der Fernbedienung in einem Menü des Fernsehers, dem sogenannten elektronischen Programmführer (EPG), programmieren kann.
"Quantensprung" im Vergleich zu früheren Aufnahmevorgängen
Allerdings kann man nicht jedes Festplattenmodell an einen Fernseher anschließen, warnt Jenny Braune, Projektleiterin im Team Multimedia der Stiftung Warentest. "Es bietet sich an, Fernseher und Festplatte beim selben Händler zu kaufen, der sicherstellt, dass die Geräte kompatibel sind", rät Braune.
"Es ist ein anderes Aufnehmen als früher", sagt Braune. "Bei den allermeisten Geräten kann man nicht zeitgleich aufnehmen und ein anderes Programm schauen", sagt sie. Zwar sei es möglich, mit einem Fernseher, der zwei Empfänger hat, gleichzeitig zum Beispiel die Nachrichten zu sehen und einen Film aufzunehmen. "Das ist in der Handhabung aber nicht ganz einfach", sagt Braune.
Stefan Porteck, Redakteur bei der Fachzeitschrift c’t, spricht hingegen von einem "Quantensprung" im Vergleich zu früheren Aufnahmevorgängen. "Bei immer mehr Leuten in meinem Freundeskreis beginnt der Fernsehabend nicht mehr um 20.15 Uhr, sondern eine gute halbe Stunde später", sagt er. Denn die angeschlossene Festplatte mache es möglich, "den schnellen Vorlauf zu betätigen" und Werbeblöcke einfach zu überspringen.
"Im Time-Shift-Modus wird die laufende Sendung im Hintergrund aufgezeichnet", erklärt Porteck. Schaltet man gegen 20.45 Uhr den Fernseher ein, könne man den bereits gespeicherten Teil des Filmes gucken und dabei nach Belieben vor- und zurückspulen oder auf Pause drücken. Zeitgleich nimmt die Festplatte weiterhin auf, bis die Ausstrahlung des Filmes beispielsweise gegen 22.30 Uhr zu Ende ist und man kann den Film zeitversetzt zu Ende anschauen.
"Es passiert total häufig, dass das Ende einer Aufnahme weg ist", warnt Seibt. Bei vielen Fernsehern könne man beim Programmieren einer Aufnahme im EPG keinen zusätzlichen Vor- oder Nachlauf für den Fall einstellen, dass sich der Programmablauf verschiebt. Bei den billigsten Geräten fehle manchmal sogar der Timer. Um etwas aufzunehmen, müsse man also zu Hause sein und im rechten Moment auf "Record" drücken. Einige Geräte seien wiederum nicht in der Lage, einen Fernsehfilm aufzunehmen und zeitgleich eine im DVD-Player eingelegte DVD wiederzugeben. "Am besten lässt man sich die Geräte im Fachhandel vorführen", sagt Seibt.
Festplatten können nicht an Computer angeschlossen werden
Ein anderer Punkt, auf den man beim Kauf achten sollte, ist die auf dem Fernsehschirm erscheinende Anzeige der Sendugnen, die auf der Festplatte gespeichert sind. "Manchmal ist das relativ liebevoll gestaltet", sagt Stefan Porteck. Man finde in einem übersichtlichen Menü schnell die gesuchte Sendung, die durch ein Vorschaubild leicht zu erkennen sei. "Bei anderen Herstellern gibt es einfach eine ellenlange Liste", sagt der Fachmann. Wenn man 200 Sendungen gespeichert habe, müsse man die gewünschte umständlich heraussuchen.
Porteck empfiehlt, eine relativ große Festplatte zu wählen, damit möglichst viele Filme darauf passen. Denn die Festplatte sei verschlüsselt und kann mit einem Computer nicht ausgelesen werden. Es sei also unmöglich, Filme auf eine DVD zu brennen, um wieder Platz auf der Festplatte zu schaffen. "Unter 200 Gigabyte sollte man nicht anfangen", rät Porteck.
dapd