Washington (dapd). Ein therapeutischer Impfstoff mit inaktivierten HI-Viren verstärkt die Abwehrreaktion des menschlichen Immunsystems auf den Erreger. Der Wirkstoff sei sicher und gut verträglich, berichtet ein internationales Forscherteam in "Science Translational Medicine" (doi:10.1126/scitranslmed.3004682). Die Studie verstärkt die Hoffnung, dass zukünftige Impfstoffe HIV kontrollieren können, ohne dass Infizierte lebenslang antiretrovirale Medikamente nehmen müssen. Als antiretrovirale Medikamente bezeichnet man Wirkstoffe, die bei infizierten Patienten den Ausbruch von Aids verhindern sollen.

Wenn ein Mikroorganismus wie das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) in den menschlichen Körper eindringt, reagiert das Immunsystem. Die Fresszellen (Phagozyten) brechen das Virus auf und zerteilen es in kleine Fragmente. Einige dieser Bruchstücke finden ihren Weg in die Membranen der dendritischen Zellen des Immunsystems. Diese Zellen präsentieren die HIV-Fragmente den zu den weißen Blutkörperchen zählenden Lymphozyten. Diese aktivieren daraufhin die spezifische Immunreaktion gegen das Virus.

Manchmal passiert es allerdings, dass die dendritischen Zellen Teile der infektiösen Viren in ihrer äußeren Zellmembran tragen. Auf diese Weise können sich die weißen Blutkörperchen infizieren. Anstatt die Immunreaktion zu starten, sterben sie. Das Team um Felipe Garcia von der Universität von Barcelona hat nun eine Lösung entwickelt, die dieses Problem umgeht.

Durch Hitze inaktivierte Viren infizieren weiße Blutkörperchen nicht mehr

Garcia und seine Kollegen programmierten die dendritischen Zellen von 36 Patienten mit HI-Viren, die durch Hitze zuvor inaktiviert worden waren. Diese dendritischen Zellen verabreichten die Mediziner ihren Patienten als therapeutischen Impfstoff. Weil die HI-Viren zuvor inaktiviert worden waren, konnten die dendritischen Zellen nun die weißen Blutkörperchen nicht mehr infizieren. Die Immunreaktion setzten sie wie gewohnt in Gang.

Die Forscher stellten fest, dass der Impfstoff das Immunsystem in nennenswertem Maß zu einer Immunreaktion auf HI-Viren befähigen konnte. Stärkere Immunreaktionen unterdrückten wie erhofft stärker die Vermehrung des Erregers. Den maximalen Effekt maßen die Mediziner zwölf Wochen nach der Anwendung. Auch 48 Wochen nach Versuchsbeginn schnitten die Testpersonen deutlich besser ab als jene der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhalten hatte. Die schützende Wirkung hatte gegenüber der zwölften Woche aber bis zum Ende des Studienzeitraums erheblich nachgelassen.

Studie ist ein Machbarkeitsbeweis

Obwohl die Studie Hoffnung auf einen effektiven therapeutischen Impfstoff mache, betonen die Forscher, dass ihr Verfahren noch keine Heilmethode sei. Wie stark die Immunreaktion sein müsse, um einen effektiven Impfstoff auszumachen, sei zudem noch unklar, schreiben die Forscher. Der vorliegende Ansatz sei jedoch ein Machbarkeitsbeweis dafür, dass sich die Virusmenge im Plasma der Patienten auch ohne antiretrovirale Medikamente erheblich senken lässt.

dapd