München (dapd). Großeltern haben oft eine abweichende Meinung zum Erziehungsstil der Eltern. Manche mischen sich dann ungefragt in die Erziehung ein oder unterwandern diese, wenn die Enkel bei ihnen sind. "Grundsätzlich sollten Großeltern respektieren, dass die Hauptverantwortlichen die Eltern sind und sie in der zweiten Reihe stehen", sagt Hans Dusolt, Familientherapeut in München. Ansonsten könne eine Konkurrenzsituation zu den Eltern entstehen, die dem Wohl des Kindes nicht förderlich sei.
Oft wollten Großeltern an ihren Enkeln Dinge wieder gutmachen oder nachholen, die sie bei ihren eigenen Kindern versäumt haben, betont der Familientherapeut. Das werde von Eltern besonders schlimm empfunden. Nicht selten löse es Eifersuchtsgefühle aus. "Wenn Eltern das Gefühl haben, ihre Kinder werden von Oma und Oma zu sehr verwöhnt oder ihre Erziehung wird konterkariert, kann es passieren, dass sie den Kontakt einschränken", gibt Dusolt zu bedenken.
Ein heikler Punkt seien zum Beispiel Süßigkeiten. "Möchten Großeltern den Enkeln Süßes zustecken, sollten sie das vorher mit den Eltern absprechen, aber nicht vor den Kindern", betont der Familienberater. Auch andere Fragen sollten geklärt werden, zum Beispiel der Medienkonsum. Wichtig sei, dass Großeltern diese Absprachen auch einhielten. "Auf keinen Fall dürfen sie ihre Enkel heimlich verwöhnen und sie bitten, nichts zu verraten", warnt Dusolt. "Das Kind wird dann zum Geheimnisträger und gerät in einen Gewissenskonflikt."
Falle es Großeltern schwer, den Erziehungsstil der Eltern zu respektieren, sollten sie sich vorstellen, wie sie es empfunden hätten, wenn ihnen die eigenen Eltern bei der Kindererziehung hineingeredet hätten. "Heutige Eltern reagieren nicht allergischer auf Einmischung als frühere. Dieser Konflikt wiederholt sich bei jeder Generation aufs Neue", sagt der Psychologe.
dapd