Wer kein Geld hat, der hat es schwer. Aber
wer Geld hat, hat es damit noch lange nicht leicht. So geben die
Verwerfungen auf dem Finanzmarkt allerlei Anlass, aus Angst um das
Ersparte nachts nicht schlafen zu können. Die Deutschen sitzen auf
einem Nettovermögen von 10,2 Billionen Euro – und haben
dementsprechend viele Gründe, sich um ihr Geld zu sorgen.
Frankfurt/Main (dapd). Wer kein Geld hat, der hat es schwer. Aber
wer Geld hat, hat es damit noch lange nicht leicht. So geben die
Verwerfungen auf dem Finanzmarkt allerlei Anlass, aus Angst um das
Ersparte nachts nicht schlafen zu können. Die Deutschen sitzen auf
einem Nettovermögen von 10,2 Billionen Euro – und haben
dementsprechend viele Gründe, sich um ihr Geld zu sorgen. Die
Finanz- und die Staatsschuldenkrise führten dazu, dass keine Form
der Geldanlage mehr als ganz sicher gilt.
Die Zinsen sind niedrig, das Vertrauen in die Banken ebenfalls.
Das Gespenst der Inflation geht um, und vor kaum etwas haben die
Deutschen mehr Angst. Der diesjährige Weltspartag am 30. Oktober
steht also unter alles andere als guten Vorzeichen.
„Der Begriff ‚Weltspartag‘ klingt ja etwas harmlos angesichts der
verwirrenden Realität“, sagt der Soziologe Klaus Hurrelmann. Der
Berliner Forscher hat einen „finanziellen Analphabetismus“ bei
jungen Leuten festgestellt, weshalb er mehr Finanzbildung in der
Schule und einfachere Produkte fordert.
Dennoch hält er den Weltspartag nicht für nutzlos. „Man könnte
ihn mit einem Untertitel modernisieren“, schlägt er vor. Schließlich
zeigten Studien, dass junge Leute sehr wohl bereit seien zu sparen.
Zwtl.: Flucht in Immobilien
Wer sein Geld in deutsche Staatsanleihen steckt, macht nach Abzug
der Geldentwertung bereits jetzt mit Sicherheit nur eines, nämlich
Verlust. Auch die Renditen der Lebensversicherungen sind im
Sinkflug, dessen Ende nicht abzusehen ist. Vor Aktien fürchten sich
die Deutschen ebenfalls, spätestens seit dem letzten Crash. Und die
ersten Rufer warnen bereits vor einer Immobilienblase, also einem
unmäßigen Preisanstieg, besonders in Großstädten wie Hamburg,
Frankfurt am Main und München.
Die Sparquote sank im vergangenen Jahr nach Angaben des
Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) um
0,5 Punkte auf 10,4 Prozent. Damit ist die Quote im internationalen
Vergleich aber immer noch sehr hoch, die Bundesbürger legen immerhin
von verdienten 100 Euro fürs Sparen 10,40 Euro zurück. Anlass für
den leichten Rückgang sei denn auch die gute wirtschaftliche
Entwicklung gewesen, die keinen Anlass zum Sparen gegeben habe,
erklärt der BVR.
Die Angst vor Inflation und die niedrigen Zinsen lösten einen
Immobilienboom aus. Wer kann, steckt sein Geld in Betongold. Im
vergangenen Jahr investierten die Bundesbürger 43,2 Milliarden Euro
in Sachanlagen, 11 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Eine
besondere Rolle spielten dabei die zunehmenden Investitionen der
privaten Haushalte in Wohnimmobilien.
Die Mehrheit der Experten geht davon aus, dass es in Deutschland
noch keine Immobilienblase gibt. Sie können sich auf eine
Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft
(IW) stützen. Auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht den
deutschen Wohnungsmarkt noch weit entfernt von einer Überhitzung.
Wie viele andere Forscher spricht Krämer von einer Zeit der
finanziellen Repression. Niedrige Zinsen und eine mittelfristig
steigende Inflation führen dazu, dass die Vermögen der Anleger
tendenziell schrumpfen, zumindest wenn sie auf klassische Anlagen
mit geringem Risiko setzen.
Zwtl.: Einfache Grundregeln und individuelle Beratung
Verbraucherschützer raten seit langem dazu, sich beim Sparen auf
ein paar wesentliche Grundsätze zu verlassen. So legt ein kluger
Sparer nicht alle Eier in einen Korb, sondern streut sein Vermögen
auf verschiedene Anlagearten in unterschiedlichen Ländern. Wer sein
Geld in der nächsten Zeit nicht ausgeben will, etwa für das
Eigenheim, der sollte zusehen, dass er an der Wertschöpfung der
Wirtschaft teilhat.
Das geht zum Beispiel mit Aktien oder, besser noch, Indexfonds,
die das angelegte Geld breit streuen. Das Tilgen von Schulden ist
zudem meist profitabler, als Geld in eine neue Anlage zu stecken.
Eine individuelle Beratung bieten die Verbraucherzentralen gegen
eine Gebühr an.
Wer trotzdem Angst um sein Erspartes hat, der könnte sich an den
vor rund 2.400 Jahren lebenden griechischen Philosophen Diogenes von
Sinope halten. Dem galt Besitz als Last und Einschränkung der
Freiheit. Einer Anekdote zufolge warf er sogar seinen Trinkbecher
weg, als er sah, wie ein Kind mit den Händen Wasser trank.
dapd.djn/T2012102850528/ph/mwa
(Frankfurt/Main)