Annaberg (dapd). Nach einem langen Arbeitstag ist die Zeit oft knapp, um sich ausgiebig dem Kind zu widmen. Eltern sind zwischen Haushalt und Spielzeit hin- und hergerissen; letztlich erledigen sie beides unter Druck.
"Statt nach Krippe oder Kindergarten Hausarbeit und Spielen unter einen Hut bringen zu wollen, sollten Eltern die notwendigen Hausarbeiten mit ihren Sprösslingen gemeinsam machen", empfiehlt deshalb Martina Flath, Psychologin und Hebamme aus dem sächsischen Annaberg. Auch Kleinkinder könnten sinnvoll einbezogen werden und die gemeinsame Zeit in der Küche spielerisch erleben. Wichtig sei dabei, mit Kindern die doppelte bis dreifache Zeit einzuplanen.
Das beginne schon beim Einkauf: Statt genervt durch den Supermarkt zu eilen, sollten Mütter oder Väter "Langsamkeit üben". Sie könnten ihren Kindern erst einmal erklären, was genau sie einkaufen wollen. Steht am Abend mal keine Spielzeit an, könnten sich Eltern bei der Hausarbeit auf das Kind einlassen. "Was spricht dagegen, mit einem Einjährigen Kartoffeln zu schälen?", fragt die Hebamme. Die Mutter könne sich mitsamt Topf auf den Fußboden setzen; so befinde sie sich mit ihrem Kind auf Augenhöhe. Der Sprössling helfe mit, indem er die geschälten Stücke in den Topf gibt. "Das macht Kindern mindestens genauso viel Spaß, wie Bausteine in Becher oder Anhänger zu laden", betont Flath.
Anderthalbjährige dürften Eltern gern auch frisch gewaschene Wäsche reichen. Mit einem feuchten Tuch in der Hand beteiligen sie sich beim Staubwischen. "Eltern müssen natürlich dabei ihren eigenen Anspruch an Perfektion überdenken", sagt die Expertin. "Wo Kinder sind, muss nicht alles akkurat aussehen." Am Ende sollte nicht im Vordergrund stehen, ob die Aufgaben perfekt erledigt wurden – sondern dass beide gemeinsam etwas geschafft haben. "Kinder schätzen die Nähe zu Mutter oder Vater und die Teilhabe an deren Pflichten höher ein, als unwirsch zum Spielen abgeschoben zu werden", erklärt Flath. "Das heißt nicht, dass sie nicht spielen sollen oder dürfen. Aber wenn die Zeit knapp ist, bringt den Kleinen gemeinsam verbrachte Zeit in der Küche mehr als Pflichtspielzeit im Kinderzimmer."
Von der frühen Einbindung profitiere der Nachwuchs auch in späteren Jahren noch. "Wer sich als Kind immer eingebunden gefühlt hat und mitmachen durfte, kann dieses Handlungsmuster als Erwachsener abrufen und mit seinen Kindern ebenso umgehen."
dapd