Oft ist es Liebe auf den ersten Blick. Das Haus
erscheint perfekt, die Lage ideal, der Preis akzeptabel. Ein
Traumhaus eben. „Bei der Entscheidung für ein gebrauchtes Haus
spielen Emotionen eine große Rolle“, weiß Ulrich Zink, Vorsitzender
des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung und Autor des Ratgebers
„Das gebrauchte Haus“ der Stiftung Warentest.

Berlin (dapd). Oft ist es Liebe auf den ersten Blick. Das Haus
erscheint perfekt, die Lage ideal, der Preis akzeptabel. Ein
Traumhaus eben. „Bei der Entscheidung für ein gebrauchtes Haus
spielen Emotionen eine große Rolle“, weiß Ulrich Zink, Vorsitzender
des Bundesarbeitskreises Altbauerneuerung und Autor des Ratgebers
„Das gebrauchte Haus“ der Stiftung Warentest. Alte Häuser haben
ihren ganz besonderen Reiz, sie drücken immer auch den Charakter und
die Lebensweise der vorherigen Bewohner aus. Das spricht viele
Käufer an. „Man sollte sich aber nicht von seinen Gefühlen
überwältigen lassen, sondern möglichst planmäßig vorgehen, ehe man
sich für ein bestimmtes Objekt entscheidet.“ Denn was an einem
Sommerwochenende in der Sonne glänzt, kann bei Regen und Schnee zur
Belastung werden. Und der Atem der Geschichte kann dann auch etwas
abgestanden duften.

Gebrauchtimmobilien haben Vor- und Nachteile. Positiv ist der
Umstand, dass sie bereits fertig gebaut sind und schon bewiesen
haben, was sie können. Sie befinden sich häufig in begehrten
Gegenden, während neue Baugrundstücke meist in typischen
Neubaugebieten oder Randlagen anzutreffen sind. Zudem stehen die
Preise fest und liegen bei vergleichbaren Wohnlagen in der Regel
deutlich unter denen von Neubauten, so der Experte.

Zwtl.: Vom Traumhaus zum Albtraumbau

„Diesen Vorzügen stehen aber Risiken gegenüber, die nicht zu
unterschätzen sind“, warnt Ulrich Zink. Zum Kaufpreis und den
Nebenkosten können weitere Kosten für Renovierung und Sanierung
kommen, die auf den ersten Blick schwer einzuschätzen sind. Oft hat
sich beim Wunschobjekt ein Modernisierungsstau gebildet, der die
gesamte Finanzierung in Gefahr bringt. „Schnell wird dann aus dem
Traumhaus ein Albtraumbau.“

Er empfiehlt, sich Klarheit zu verschaffen, und zwar lange bevor
der Kaufvertrag unterschrieben wird. Nicht nur über den Zustand des
Hauses, sondern vor allem auch über die eigenen Wünsche und
Erwartungen an die Immobilie. „Das größte Risiko ist nämlich nicht
das Haus, sondern der Käufer.“

Wer sich für ein gebrauchtes Haus interessiert, sollte vorab sein
eigenes Bauherrenprofil erstellen. Das schränkt die Auswahl dann
schon wesentlich ein. Dazu muss er zum Beispiel überlegen, wie viele
Personen das Gebäude nutzen werden, ob es sich um eine Familie mit
Kindern oder vielleicht ein Mehrgenerationenhaus handelt, welchen
Grundriss es haben sollte und welche Rolle Lage, Architektur,
Ambiente und Material spielen. „Es kommt vor, dass Leute erst nach
dem Kauf feststellen, dass sie gar keinen Platz für ein dringend
benötigtes Arbeitszimmer haben.“

Zwtl.: Gebäudediagnose ist Pflicht

Zur Vorbereitung gehören auch die Analyse der eigenen
finanziellen Situation, die Recherche nach Fördermöglichkeiten und
die realistische Einschätzung der Eigenleistungen. „Manche Bauherren
entscheiden sich für ein baufälliges Gebäude, weil es einen gewissen
Charme und einen vermeintlich günstigen Preis hat“, erzählt Zink.
„Sie wollen es dann nach und nach selbst sanieren. Dabei überschätzt
man sich aber leicht, vor allem, wenn man nicht planvoll vorgeht.“

Da die wenigsten Käufer gebrauchter Immobilien ausgewiesene
Bauexperten sind, empfiehlt er bei der Suche unbedingt einen
neutralen Berater hinzuzuziehen. „Der Bauherr braucht einen
Altbauexperten, der gewissermaßen als ‚Hausarzt“ fungiert und ihn
bei der Beurteilung der Immobilie begleitet. Er kann den
Instandhaltungs- und Modernisierungsbedarf einschätzen und später
die notwendigen Arbeiten planen und organisieren.“ Ohne eine
gründliche Gebäudediagnose von einem Experten, sollte man ein
gebrauchtes Haus nicht kaufen.

Alles in allem ist viel Geduld gefragt, denn die Liebe auf den
ersten Blick hält nicht immer der kritischen Analyse stand. Viele
suchen monate- oder sogar jahrelang. „Beim Hauskauf geht es um sehr
große Summen und um Bauwerke, die lange Zeit Bestand haben sollen“,
so Ulrich Zink. „Hast und überstürzte Entscheidungen sind da nicht
angebracht.“

dapd.djn/T2012100402901/kaf/K2120/mwo

(Berlin)