Ein Studium ohne Abitur ist mittlerweile in allen
Bundesländern möglich. Allerdings ist der Anteil der Erstsemester
mit Gesellen- oder Meisterbrief noch immer niedrig: Nur gut einer
von 50 Studienanfängern hat den Weg an die Universität nicht über
die Schule, sondern den Beruf gefunden, wie das Centrum für
Hochschulforschung (CHE) ermittelte.

Berlin (dapd). Ein Studium ohne Abitur ist mittlerweile in allen
Bundesländern möglich. Allerdings ist der Anteil der Erstsemester
mit Gesellen- oder Meisterbrief noch immer niedrig: Nur gut einer
von 50 Studienanfängern hat den Weg an die Universität nicht über
die Schule, sondern den Beruf gefunden, wie das Centrum für
Hochschulforschung (CHE) ermittelte.

Bildungsexperten führen die niedrige Quote auch auf
Informationsdefizite zurück. „Die Regelungen in den Bundesländern
sind immer noch sehr unterschiedlich, und für beruflich
Qualifizierte gibt es viel zu wenig Beratungsmöglichkeiten“,
kritisiert Sigrun Nickel, Projektleiterin im CHE.

Zwar ändert auch das neu gestartete Internet-Portal
www.studieren-ohne-abitur.de nichts an den oft komplizierten
Zulassungsverfahren. Es gibt Studieninteressenten jedoch einen guten
Überblick und zahlreiche Detailinformationen über die Regelungen in
den Bundesländern beziehungsweise für bestimmte Fachrichtungen.

Vergleichsweise leicht haben es demnach Studienbewerber mit
Meisterbrief. Dieser gilt in allen Bundesländern als Abiturersatz,
allerdings müssen Meister beispielsweise in Baden-Württemberg an
einem Beratungsgespräch teilnehmen. Bayern behält sich zudem vor,
Fortbildungsabschlüsse aus anderen Bundesländern anzuerkennen.

Zwtl.: In einigen Bundesländern Eingangstest notwendig

Wer eine mindestens zweijährige Berufsausbildung und weitere drei
Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, hat in einigen Bundesländern
wie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Berlin automatisch die
fachgebundene Hochschulzulassung. Damit ist ein Studium in einem
Fach möglich, das in „fachlicher Nähe“ zur Berufsausbildung steht.
Ob diese Bedingung erfüllt ist, entscheidet allerdings die
Universität beziehungsweise Fachhochschule. In einigen Bundesländern
ist zudem ein Eingangstest notwendig.

Schwieriger ist der Hochschulzugang, wenn Beruf und Wunschfach
wenig oder gar nichts miteinander zu tun haben. In Bayern oder
Rheinland-Pfalz, aber auch in Brandenburg und Bremen gibt es der
Datenbank „hochschulkompass“ zufolge so gut wie keine
Studienmöglichkeiten für „Fachfremde“ ohne Abitur.

In Nordrhein-Westfalen stehen hingegen rund 670 Studiengänge zur
Wahl, Studienanfänger müssen aber in der Regel eine Aufnahmeprüfung
bestehen. Einige Universitäten knüpfen die Zulassung zum Studium an
ein erfolgreich absolviertes Probesemester.

Schließlich müssen Bewerber ohne Abitur auch bedenken, dass die
Anerkennung ihres Abschlusses noch keinen Studienplatz garantiert.
Für viele Studienfächer gilt eine Zulassungsbeschränkung, die sich
meist nach der Zeugnisnote oder Wartesemestern richtet.

Weil die Abschlussnoten von Bewerbern mit Berufsausbildung nur
schwer mit Abiturnoten zu vergleichen sind, gelten an vielen
Hochschulen besondere Zulassungsregeln: An der Ruhr-Universität
Bochum beispielsweise sind in zulassungsbeschränkten Studiengängen
drei Prozent aller Studienplätze zunächst für Bewerber ohne Abitur
reserviert.

dapd.djn/T2013012502196/rog/K2120/mwa

(Berlin)