Münster (dapd). In Sachen Kindererziehung ziehen Paare nicht immer an einem gemeinsamen Strang. Das ist auch nicht zwingend nötig. "Solange beide das Wohl des Kindes im Auge haben und sich nicht gegenseitig ausspielen lassen, können unterschiedliche Vorstellungen auch bereichernd sein", sagt Melanie Klaus, Familienberaterin und Referentin in der Hauptstelle für Familienberatung der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe in Münster.
"Verschiedene Erziehungsstile schließen nicht aus, dass man sich unterstützt." Sie könnten auch Anstoß geben, über eigene Werte und Vorstellungen nachzudenken und andere anzunehmen. Notwendigkeit, sich zu einigen, bestünde allerdings dann, wenn unterschiedliche Herangehensweisen einem Partner mehr Last aufbürdeten oder gar dem Kind schadeten.
In Erziehungsfragen sollten Partner mit verschiedenen Ansichten Rücksicht aufeinander nehmen. "Erlaubt der Vater beispielsweise dem achtjährigen Sohn, mit ihm bis in die Nacht hinein Fußball zu schauen und die Mutter bekommt ihn am nächsten Morgen nicht wach, besteht Gesprächsbedarf", sagt die Familienberaterin. Derartige Gespräche sollten aber nie vor dem Kind geführt werden. "Damit böte man ihm eine Steilvorlage, die Eltern auszuspielen." Sind beide der Meinung, im Recht zu sein, sollte das Paar Regeln aufstellen, an die sich beide halten müssten. Im besten Fall stellten diese einen Kompromiss dar, mit dem beide gut leben können.
Bei Uneinigkeit in Erziehungsfragen sollten Paare das Problem anlassbezogen und ohne Vorwürfe klären. Wichtig sei dabei, sich vor Verallgemeinerungen zu hüten, die etwa mit dem Wort "immer" zum Ausdruck gebracht werden und das Problem unnötig vergrößern. Generell gelte, unterschiedliche Auffassungen nie vor den Kindern zu äußern, selbst wenn man sich dabei auch mal auf die Zunge beißen müsse. "Wird ein Partner vor dem Kind kritisiert, riskiert der andere eine Eskalation der Situation", warnt die Expertin. Der Kritisierte sei schließlich bemüht, sein Gesicht zu wahren und würde noch weniger von seiner Position abrücken. Eine direkte Intervention könne die Partnerschaft erheblich beschädigen und beim Kind Schuldgefühle hervorrufen. "Besser ist es, abzuwarten und in einem günstigen Moment den Partner darauf anzusprechen", rät die Familienberaterin.
dapd
