Die gemeinnützige Stiftung Warentest wird nach
Angaben ihres Vorstandes erstmals ein Geschäftsjahr mit Verlust
abschließen.
Berlin (dapd). Die gemeinnützige Stiftung Warentest wird nach
Angaben ihres Vorstandes erstmals ein Geschäftsjahr mit Verlust
abschließen. Wegen geringer Zinseinkünfte aus dem Stiftungskapital
sei schon der Wirtschaftsplan für 2012 von einem Minus von 1,35
Millionen Euro ausgegangen, sagte am Sonntag Stiftungsvorstand
Hubertus Primus der Nachrichtenagentur dapd und bestätigte einen
Bericht der „Welt am Sonntag“. Der Geschäftsverlauf habe im Großen
und Ganzen dem Plan entsprochen. „Der Verlust wird daher wohl so
eintreten“, sagte er.
Das erstmalige Defizit der Stiftung, die dem Verbraucherschutz
verpflichtet ist und die werbefreien Zeitschriften „Test“ und
„Finanztest“ herausgibt, geht nach Angaben von Primus letztlich auf
die sehr niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt zurück. Auf Wunsch der
bereits 1964 gegründeten Stiftung habe der Bund im Jahr 2009 das
Stiftungskapital um 50 Millionen Euro aufgestockt und Zuschüsse
entsprechend gekürzt.
Seinerzeit sei die Bundesregierung von fünf Prozent Verzinsung
des zusätzlichen Kapitals ausgegangen und habe aus den 50 Millionen
Euro einen jährlichen Erlös von 2,5 Millionen Euro erwartet,
berichtete Primus weiter. Dementsprechend seien die Zuschüsse an die
Stiftung von 6 auf 3,5 Millionen Euro gesunken. Wegen der niedrigen
Zinssätze habe die Stiftung nur eine Verzinsung von gut 2,5 Prozent
erreicht. „Darauf geht das Defizit zurück“, sagte der
Geschäftsführer.
Das erstmalige Defizit sehe die Stiftung „zunächst als eigenes
Problem, das wir versuchen selbst zu bewältigen“, sagte Primus
weiter. Die Stiftung hoffe auf mittelfristig wieder höhere Zinsen
für ihr Kapital und habe Sparmaßnahmen ergriffen, die aber keine
Testvorhaben beträfen. Die Mitarbeiter seien mittlerweile thematisch
tätig und seien für ihren Schwerpunkt in allen Medien der Stiftung
zuständig. „Dadurch wird Doppelarbeit vermieden“, sagte er.
Die Stiftung habe das höhere Stiftungskapital sehr begrüßt, weil
es ihre Unabhängigkeit erhöhe. „Mit Forderungen an die Politik
halten wir uns zurück“, sagte Primus. Mittelfristig sei eventuell
darüber nachzudenken, „ob die Kürzung der jährlichen Zuschüsse
vielleicht zu heftig ausgefallen ist“. Er sei aber optimistisch,
dass die Stiftung das Finanzproblem selbst in den Griff bekomme.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagesfraktion
Ulrich Kelber warf dagegen der Regierungskoalition vor, die Stiftung
ins Minus gedrückt zu haben. „Verbraucherschutz hat keine Lobby bei
Schwarzgelb“, sagte er. Die SPD habe von Anfang an vor Kürzungen der
Zuschüsse an die Stiftung gewarnt.
dapd.djn/T2012102700690/jvo/bv
(Berlin)