Hamburg/München (dapd). Die englische Küche genießt nicht unbedingt den besten Ruf – zu Unrecht, wie viele eingefleischte Englandfans finden. "Besonders bei den englischen Backrezepten gibt es viele klassische Köstlichkeiten, die man probiert haben muss", sagt Christine Bergmayer, Autorin des Buches "Kiss me Cake". Darunter fielen zum Beispiel prächtige Torten mit reichhaltigen Cremes, Teegebäck und auch die berühmten englischen Puddings. "Bis auf wenige Ausnahmen sind die englischen Backrezepte in der Regel unkomplizierter zuzubereiten als die deutschen", sagt die gelernte Konditorin aus Hamburg, die bereits beim Londoner Edelkaufhaus und Hoflieferanten "Harrods" in der Backstube stand.

Bei der Herstellung von englischen Backwaren vermengt man laut Bergmayer meist erst alle trockenen Zutaten wie zum Beispiel Mehl, Rosinen, Zucker und Backpulver. Danach mischt man alle feuchten Bestandteile wie Eier und Milch. Im nächsten Schritt führt man trockene und feuchte Zutaten zusammen. "In Deutschland werden dagegen meist Eier, Butter und Zucker schaumig geschlagen, danach folgt das zuvor gesiebte Mehl", sagt die Autorin. Durch diese unterschiedliche Art der Zubereitung seien deutsche Kuchen und Tortenböden eher luftig und locker, die englischen Varianten eher fester und kompakt.

"Dazu kommt, dass in England die Sahne einen höheren Fettgehalt hat", sagt Bergmayer. Dadurch seien die Cremes und Toppings für Torten generell reichhaltiger und cremiger. "Die Cremes haben auch einen besseren Stand, da sich die Sahne durch den höheren Fettgehalt besser aufschlagen lässt", weiß die Autorin. Zudem gebe es in England keinen Quark. "Stattdessen wird beim Backen für Füllungen oder Kuchenmassen wie in Amerika Frischkäse verwendet", sagt Bergmayer. Das gebe den Backwaren eine leicht salzige Note.

"Typisch englisch sind zum Beispiel Crumbled Pies", sagt die Zuckerbäckerin. Dafür werden Früchte wie zum Beispiel Äpfel, Birnen, Kirschen oder Pflaumen klein geschnitten und in eine Backform gefüllt. "Darüber kommen Streusel und das Ganze wird anschließend im Ofen gebacken", erklärt die Autorin. Die fertigen Crumbled Pies serviere man in England mit Vanillesoße, Vanilleeis oder halb steif geschlagener Sahne.

Eine weitere typische Köstlichkeiten sind die Puddings. "Sie haben mit dem, was wir in Deutschland unter dem Begriff verstehen, nichts gemein", betont die Konditorin: Bei den englischen Puddings handele es sich um einen Kuchen, der in einer speziellen Form im Wasserbad im Ofen gebacken werde. Besonders fein sei ein Haselnuss-Pudding mit selbst gemachter Karamellsoße. "Der Teig des Haselnuss-Puddings wird mit Butter, Eiern, Zucker, Puderzucker, Schokolade, gehackten Nüssen und Semmelbröseln hergestellt", sagt die Expertin.

Ein Klassiker ist das englische Gebäck Shortbread. "Es besteht aus Mürbeteig, der mit viel gesalzener Butter hergestellt wird", sagt Bergmayer. Auch Gingerbread ist typisch englisch. Es erhält seinen Geschmack, wie der Name schon verrät, aus viel Ingwer. "Dazu wird der Keksteig mit Honig und Zuckersirup verfeinert", sagt die Bäckerin. Short- und Gingerbread werden in England zum Tee gereicht.

"Zur englischen Tea Time dürfen auch die köstlichen Scones nicht fehlen", betont Bergmayer. Das sieht Tobias Woitzik, Inhaber der englischen Restaurantgruppe "The Victorian House" (victorianhouse.de) in München, ganz ähnlich. "Scones werden bei uns warm und nach englischer Tradition mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade serviert", sagt Woitzik. Die Scones werden wie Brötchen aufgeschnitten und mit der köstlichen dicken, gestockten Sahnecreme und der Marmelade bestrichen.

Puristen lieben ihre Scones "plain", das heißt ohne Zugaben zum Teig. Klassisch sind sie zudem mit Rosinen oder Walnüssen erhältlich. "Zu Scones wird in England im Rahmen der Tea Time natürlich vornehmlich schwarzer Tee getrunken", sagt Woitzik. In den Dependancen des "Victorian House" gebe es insgesamt 60 bis 80 verschiedene offene Teesorten zur Auswahl. "Neben schwarzem Tee bieten wir auch grünen Tee, Roibusch-, Kräuter- und Früchtetees an."

Eine weitere Spezialität des Hauses sind die englischen Crumpets. "Dabei handelt es sich um ein Gebäck aus Hefeteig, das in Fett ausgebacken wird", erklärt Woitzik. Es werde mit Lemon Curd, englischer Zitronencreme, serviert. "Beim Ausbacken entstehen auf dem Gebäck kleine Vertiefungen, in die die Zitronencreme später hineinläuft – köstlich", betont Woitzik. Neben diesen beiden Spezialitäten biete das "Victorian House" zum Beispiel noch englische Kuchenspezialitäten wie "London Cheesecake", "Gingerbreadcake" oder "Banoffee Cake" an. "Banoffee ist typisch englisch, das geschmackliche Highlight auf dem Mürbeteigkuchen entsteht durch die Verbindung von Banane, Sahne und Toffee", erklärt Woitzik.

dapd