Wer sich selbstständig macht oder erstmals die
Einkommensgrenze überschreitet, der kann von der gesetzlichen in die
private Krankenversicherung wechseln. Doch ein umfassender
Versicherungsschutz ist in der privaten Krankenversicherung nicht
gerade billig. Eine vermeintlich günstige Alternative versprechen
die sogenannten Einsteiger-Tarife.

Elmshorn (dapd). Wer sich selbstständig macht oder erstmals die
Einkommensgrenze überschreitet, der kann von der gesetzlichen in die
private Krankenversicherung wechseln. Doch ein umfassender
Versicherungsschutz ist in der privaten Krankenversicherung nicht
gerade billig. Eine vermeintlich günstige Alternative versprechen
die sogenannten Einsteiger-Tarife.

Diese von den privaten Krankenversicherern angebotenen Tarife
zeichnen sich dadurch aus, dass die monatlichen Beiträge ein ganzes
Stück niedriger ausfallen als bei den umfangreicheren Tarifen der
privaten Krankenversicherung. So kann sich ein 30-Jähriger bereits
für 100 bis 150 Euro monatlich versichern, wenn er einen
Selbstbehalt von 1.200 Euro im Jahr vereinbart – im Krankheitsfall
muss also einiges aus der eigenen Tasche draufgelegt werden.

Marcus Preu vom Finanzportal biallo.de empfiehlt deshalb: „Der
Selbstbehalt ist nichts anderes als eine Prämienerhöhung im
Krankheitsfall. Deshalb sollte jeder Interessent genau prüfen, ob
ein solcher Tarif seiner finanziellen Situation gerecht wird.“

Im Gegenzug bieten die Einsteiger-Tarife jedoch verglichen mit
den umfassenderen Tarifen nur einen stark eingeschränkten
Versicherungsschutz. Damit richten sie sich vor allem an
Berufsanfänger und junge Selbstständige, die nur ein geringes
monatliches Budget zur Verfügung haben. Die Versicherer wollen durch
diese Tarifgestaltung ihr Neukundengeschäft ankurbeln und erhoffen
sich, dass die einmal gewonnenen Kunden später, wenn es ihre
finanzielle Situation zulässt, in einen höherwertigen Tarif
wechseln.

Zwtl.: Stark eingeschränktes Leistungsspektrum

Die privaten Krankenversicherer werben gerne damit, dass sie dem
Versicherungsnehmer einen deutlich umfangreicheren
Versicherungsschutz anbieten können als ihr gesetzliches Pendant.
Wer sich für einen Einsteiger-Tarif entscheidet, sollte sich der
Tatsache bewusst sein, dass dies für ihn nicht gilt.
„Einsteiger-Tarife weisen enorme Leistungslücken auf, die die
Versicherten oft erst im Leistungsfall bemerken“, sagt Rotraud Mahlo
von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Im Einsteiger-Tarif muss der Versicherte bei einem
Krankenhausaufenthalt auf den Luxus eines Einbettzimmers ebenso wie
auf eine Chefarztbehandlung verzichten. Abstriche muss der
Versicherte auch bei der Kostenerstattung von höherwertigem
Zahnersatz in Kauf nehmen. Außerdem kommt bei den Einsteiger-Tarifen
in der Regel das sogenannte Hausarztprinzip zur Anwendung. Das
bedeutet, dass der Versicherte, bevor er einen Facharzt
konsolidieren kann, zunächst immer seinen Hausarzt aufsuchen muss.

Zwtl.: Weniger Leistung als die gesetzliche Krankenversicherung

Noch schwerwiegender ist jedoch, dass auch essenzielle Bausteine,
die sogar zum Versicherungsschutz der gesetzlichen
Krankenversicherung gehören, bei den Einsteiger-Tarifen oftmals
fehlen. „Denn manche Leistungen fehlen komplett in den günstigen
Start-Tarifen, obwohl sie wichtig sind und die Behandlung im
Ernstfall teuer wird“, erklärt Experte Preu. Dazu gehört zum
Beispiel die Kostenübernahme für eine ambulante psychotherapeutische
Behandlung. Die Kosten für einen Kuraufenthalt werden häufig
ebenfalls nicht übernommen.

Problematisch bei den Einsteiger-Tarifen ist zudem, dass die
Kosten oftmals nur bis zum 2,3-fachen Satz der Gebührenordnung für
Ärzte (GOÄ) erstattet werden. Ärzte verlangen von Privatpatienten
aber mitunter den 3,5-fachen Satz. Der Versicherte muss die
Mehrkosten dann aus eigener Tasche zahlen.

Neben dem sehr stark eingeschränkten Leistungsspektrum haben die
Einsteiger-Tarife noch einen entscheidenden Nachteil. Die
Versicherten, die sich für diese Tarife entschieden haben, müssen
damit rechnen, dass die Kosten in den kommenden Jahren massiv
steigen werden.

„Da diese Tarife sehr eng kalkuliert wurden, ist mit erheblichen
Beitragssteigerungen zu rechnen, beziehungsweise müssen die Tarife
geschlossen werden, da die Kalkulation nicht mehr möglich ist“,
erläutert Rotraud Mahlo. So haben sich einige Versicherer bereits
wieder aus diesem Marktsegment zurückgezogen und bieten inzwischen
keine Einsteiger-Tarife für Neukunden mehr an.

dapd.djn/T2012070501569/ome/k2120/ph

(Elmshorn)