Düsseldorf/Kiel (dapd). Zusammen leben, zusammen arbeiten – für viele Paare bedeutet das doppeltes Glück. Doch nicht jedes Team passt auch im Beruf gut zusammen. Ist der Partner auch Kollege, muss man Job und Privatleben trennen können und gute Spielregeln finden.

"Arbeit, bei der man zusammen etwas schafft, macht oft mehr Spaß – das kann sich auch positiv auf die Beziehung auswirken", sagt die Kieler Diplompsychologin Svenja Lüthge. Auch Professor Eberhard Fehlau, Experte für Arbeitszufriedenheit aus Düsseldorf, sieht viele Vorteile für Paare, die Kollegen werden. "Das Leben ist einfacher, wenn man einen Partner hat, der nachvollziehen kann, was den anderen beschäftigt, der mitdenkt und dem es ähnlich geht", sagt er. "Man kann sich gegenseitig motivieren oder dem anderen eine Stütze sein, wenn mal etwas nicht gut läuft."

Doch das Miteinander im Job könne auch mühsam sein, räumen die Experten ein. "Bei der Arbeit haben die Menschen oft eine ganz andere Rolle als zu Hause", sagt die Psychologin. Hier müssten Kollegen-Paare trennen können. Gerade wenn es gekracht hat, sei das nicht immer einfach, sagt Eberhard Fehlau. "Da sollte man aufpassen, dass privater Streit nicht ins Berufsleben hereingetragen wird – und umgekehrt." Auch könne aus emotionaler Nähe im Beruf ein Wettbewerb entstehen, der sich wiederum destruktiv auf die Beziehung auswirke, wenn Partner sich als Konkurrenten gegenüberstehen.

Ob zwei Menschen rund um die Uhr glücklich zusammen sein können, sei eine Frage des Typs und der Beziehung, sagen die beiden Psychologen. "Die Grundfrage ist: Wie eng sitzt man aufeinander? Wenn man sehr stark aufeinander bezogen ist, ist die Gefahr größer, dass man an seine Grenzen stößt", sagt Eberhard Fehlau. Jeder Mensch brauche seinen Freiraum, den er pflegen müsse: "Zum Beispiel, indem man sagt: Dienstags und donnerstags ist Freizeit und da geht jeder in seine Richtung." Wer neben Bett, Tisch und Arbeitsplatz auch sämtliche Hobbys teile, gerate schnell in eine Art Isolation. "Da muss man aufpassen, dass man Einflüsse von außen noch zulässt."

Wenn beide in einer Abteilung arbeiten, womöglich als Chef und Sachbearbeiter, müsse dies nicht zwangsläufig zu Problemen führen, sagt Svenja Lüthge – vorausgesetzt, keiner nutze die Position des anderen aus. Laut Eberhard Fehlau birgt ein hierarchisches Gefälle jedoch auch Risiken, etwa wenn Kollegen die beiden Partner gegeneinander auszuspielen versuchen oder das ungleiche Machtverhältnis zu Hause fortgesetzt wird. "In einer Abteilung zusammenzuarbeiten, sollten Partner sich schon gut überlegen", meint er.

Paare, die Kollegen werden wollen, sollten einige Fragen vorab klären, raten die beiden Fachleute. "Zunächst sollten sich beide fragen: Will ich den anderen überhaupt 24 Stunden am Tag um mich haben?", sagt Svenja Lüthge. Für den Fall, dass sich private Konflikte am Arbeitsplatz entladen könnten, sollten die Partner vorab Wege suchen, um auf Distanz zu gehen, rät Eberhard Fehlau. "Dann fährt man zum Beispiel mal nicht zusammen mit dem Auto zur Arbeit, weil der Krach sonst gleich weitergeht. Wenn man weiß, wann man die rote Karte spielen muss, ist das hilfreich." Paare, die sich zusammen selbstständig machen wollen, sollten zudem Aufgaben und Verantwortung klar verteilen, sagt Svenja Lüthge.

Den Kollegen gegenüber sollten Paare klar kommunizieren, dass sie zusammengehören, sagt Eberhard Fehlau. Das bedeute jedoch nicht, dass beide immer derselben Meinung sein müssen. "Jeder sollte seinen Standpunkt behalten", sagt er. "Paare, die immer als geschlossene Einheit auftreten, bauen damit möglicherweise ein Feindbild auf." Wer sich dazu noch der Klüngelei verdächtig mache, signalisiere: "Gegen die beiden hat kein anderer mehr eine Chance", warnt Svenja Lüthge. Vermeiden sollten Paare auch Zärtlichkeiten am Arbeitsplatz. "Das Büro ist keine Kuschelecke", sagt sie.

Am Feierabend sollten Kollegen-Paare vom Job Abstand nehmen, raten die Psychologen. "Grundsätzlich muss man aus dem Modus herauskommen, in dem sich alles nur um die Arbeit dreht", sagt Eberhard Fehlau. "Man kann ja verabreden: Auf dem gemeinsamen Heimweg reden wir darüber, aber sobald wir über die Türschwelle gehen, ist Schluss." Danach sollten sich beide ihren eigenen Hobbys zuwenden – oder dem, was sie neben der Arbeit teilen, sagt Svenja Lüthge. "Man muss ja nicht unbedingt im Betriebssportverein Tennis spielen."

dapd