Die neue Online-Plattform wikifolio.com ist am
1. August gestartet. Dabei handelt es sich um ein soziales Netzwerk,
bei dem die Nutzer Anlagestrategien austauschen und nachbilden
können. Die Funktionsweise: Wer eine gute Anlagestrategie hat, kann
sich als Trader bei dem Internetportal Wikifolio anmelden und dann
sein Musterdepot veröffentlichen.
Elmshorn (dapd). Die neue Online-Plattform wikifolio.com ist am
1. August gestartet. Dabei handelt es sich um ein soziales Netzwerk,
bei dem die Nutzer Anlagestrategien austauschen und nachbilden
können. Die Funktionsweise: Wer eine gute Anlagestrategie hat, kann
sich als Trader bei dem Internetportal Wikifolio anmelden und dann
sein Musterdepot veröffentlichen. Diese Musterdepots werden als
Wikifolios bezeichnet. Vom Trader werden weder eine spezielle
Ausbildung noch der Nachweis von Fachkenntnissen im Bereich der
Geldanlage verlangt. Somit kann bei Wikifolio praktisch jeder zum
Anlageberater werden.
Die anderen Nutzer des Portals können sich die publizierten
Wikifolios ansehen und erhalten Informationen zur Zusammenstellung
des Depots, dem Anlageuniversum sowie zur bisherigen Performance des
Investments. Wenn ein Wikifolio das Interesse des Nutzers geweckt
hat, besteht die Möglichkeit, dieses Musterdepot nachzubilden. Dies
erfolgt mit Hilfe von Index-Zertifikaten. Diese Zertifikate spiegeln
dabei die Kursentwicklung des Musterdepots 1 zu 1 wieder. Falls also
das Wikifolio beispielsweise um 5 Prozent steigen sollte, so geht
der Kurs des zugehörigen Zertifikats ebenfalls um 5 Prozent nach
oben.
Herausgegeben werden die Wikifolio-Zertifikate von der Lang &
Schwarz Tradecenter AG & Co. KG (L&S). Jedes dieser Zertifikate hat
eine eigene International Securities Identification Number (ISIN).
Der Anleger kann die Zertifikate bei allen Banken und Brokern, die
L&S-Zertifikate führen, ordern. An Wikifolio fließt also direkt kein
Geld. Hier werden nur die Informationen bereitgestellt.
Zwtl.: Emittenten-Risiko bei Zertifikaten
Bei Zertifikaten handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen,
und als solchen wohnt ihnen stets ein Emittenten-Risiko inne.
„Dieses Emittenten-Risiko gehen auch Anleger ein, die
Wikifolio-Zertifikate erwerben“, sagt Annabel Oelmann von der
Verbraucherzentrale NRW. Das bedeutet, dem Anleger droht ein
Totalverlust, wenn der Herausgeber des Zertifikats – in diesem Fall
die Lang & Schwarz Tradecenter AG & Co. KG – pleitegeht.
„Sollte die das Zertifikat herausgebende Bank insolvent gehen,
würde auch die beste Entwicklung des zugrundeliegenden Portfolios
wertlos sein, da die Zertifikate kein Sondervermögen darstellen“,
sagt Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger
(SdK). Diese bittere Erfahrung mussten zuletzt viele Anleger machen,
die Zertifikate des inzwischen insolventen Bankhauses Lehman
Brothers erworben hatten.
Zwtl.: Transparente Gebührenstruktur
Positiv hervorzuheben ist die transparente Gebührenstruktur bei
den Wikifolio-Zertifikaten. Der Anleger zahlt zum einen eine
Zertifikate-Gebühr, die sich pro Jahr auf 0,95 Prozent des
angelegten Betrags beläuft. Im Erfolgsfall kommt dann noch eine
Performancegebühr hinzu, die je nach Wikifolio zwischen 5 und 30
Prozent der erwirtschafteten Rendite beträgt. Ein Teil dieser
Performancegebühr geht dabei an den Trader, der das Wikifolio
zusammengestellt hat.
Bei der Berechnung der Performancegebühr kommt das
High-Watermark-Prinzip zur Anwendung. Das bedeutet, eine
Performancegebühr fällt nur dann an, wenn der Wert des Wikifolios
einen neuen Höchststand erreicht hat. Darüber hinaus muss der
Anleger je nach Broker noch Ordergebühren in unterschiedlicher Höhe
einkalkulieren.
Zwtl.: Für unerfahrene Anleger nicht geeignet
Doch wie ist das Angebot von Wikifolio aus Anlegersicht zu
bewerten? SdK-Experte Bauer sagt: „Generell sind solche innovative
Konzepte erfreulich, da durch diese den Anlegern erfolgreiche
Börsenstrategien fernab der von institutioneller Seite angebotenen
Lösungen offen stehen.“ Allerdings ist das Angebot von Wikifolio
nicht für jeden Anleger geeignet. Unerfahrene Anleger, die bisher
ausschließlich mit Tages- und Festgeld gearbeitet haben, sollten
Vorsicht walten lassen.
Ein Anleger, der Wikifolio nutzen will, sollte schon über einige
Kenntnisse im Bereich Geldanlage verfügen und die mit Zertifikaten
einhergehenden Risiken richtig einschätzen können. „Wikifolio kann
für ausgefuchste Privatanleger, die sich im Detail mit Zertifikaten
auskennen und bereit sind, die Risiken, die mit Zertifikaten
verbunden sind, einzugehen, eine neue Möglichkeit bieten“, sagt
Verbraucherschützerin Oelmann. Wer die neue Online-Plattform
Wikifolio einmal ausprobieren will, kann übrigens schon ab einem
Anlagebetrag von 100 Euro einsteigen.
( http://www.wikifolio.com )
dapd.djn/T2012090300603/ome/K2120/mwa
(Elmshorn)