Wer davon betroffen ist, der weiß es genau – Migräneanfälle sind keine einfachen Kopfschmerzen! Das Gefühl von Migräne ist nicht vergleichbar mit dem Unwohlsein, was einem nach ein paar Gläsern Wein am Folgetag einholt. Zunächst fängt es mit einer Überreizung der Augen und Ohren an. Licht und Lärm werden als extrem unangenehm empfunden. Dann schlägt es auf den Magen-Darm-Trakt und schließlich verursacht jede noch so kleine Bewegung Schmerzen und Übelkeit. Jeder siebte leidet unter den wiederkehrenden Kopfschmerzattacken, die allgemein als Migräne bekannt sind.

Wer unter Migräne leidet, muss nicht selten auch mit Spott von Arbeitskollegen und Bekannten rechnen. Fragen, wieso man denn schon wieder zu Hause bleiben würde und ob die Ärzte nicht mal was dagegen machen könnten, bilden dabei die noch höflicheren Ausmaße. Bisher hat man in der Tat noch kein besonders wirksames Medikament gegen Migräne entwickeln können.

Wissenschaft gelingt Meilenstein in der Migräneforschung © Maridav - Fotolia.com

Wissenschaft gelingt Meilenstein in der Migräneforschung © Maridav – Fotolia.com

Nachdem Forscher aus zwölf verschiedenen Nationen einen genetischen Schlüssel für Migräne gefunden haben, steigt auch die Chance einer erfolgreichen Migränebekämpfung. Wie die Welt berichtet, kann der genetische Schlüssel nicht nur Aussage darüber treffen, ob ein Mensch die Neigung zu Migräne hat, sondern er liefert auch Erkenntnisse darüber, was eine Migräneattacke eigentlich ausmacht. Alle bisherigen Theorien zur Migräne geben nur begrenzt Aufschluss zur Behandlung der fiesen Kopfschmerzen. Die aktuell verbreitetste Theorie geht davon aus, dass die Migräne eine neurogene Entzündung ist, welche hypersensibel und mit sehr hohem Energieverbrauch auf Reize reagiert. Neigt sich die Energie dem Ende zu, werden Reize produziert, auf die wiederum die Gefäße im Gehirn mit Entzündungssymptomen antworten.

Meilenstein für das Migräneverständnis– Das Internationale Kopfschmerz-Genetik-Konsortium hat sich mit den bisherigen Erkenntnissen nicht zufriedengegeben und die genetischen Muster von 375.000 Probanden aus Europa, Australien und den USA untersucht, von denen 60.000 regelmäßig an Migräne leiden. Das Resultat kann sich sehen lassen. 44 Stellen auf 38 Genen wurden entdeckt, die bei der Entwicklung der Krankheit entscheidend wirken. Auch wenn bereits seit geraumer Zeit bekannt war, dass Migräne erblich bedingt ist, waren zuvor lediglich zehn Migränegene bekannt.

Viel entscheidender ist jedoch die neue Erkenntnis auf die Frage, warum Migränepatienten so empfindlich auf Reizüberflutung und Energiemangel reagieren. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel, der einer der wichtigsten Migräneforscher in Deutschland ist und an der Studie mitgearbeitet hat, sagt dazu: „Die Daten der Studie belegen erstmals, dass die Reaktion der Gefäße im Gehirn entscheidend für den Ablauf der Attacken ist.“

Bei Migräneattacken wird das Gehirn nicht ausreichend mit Blut versorgt. Die glatte Muskulatur im Gehirn reagiert anders als bei nicht erkrankten Personen. Die Anfälligkeit ist rein genetisch veranlagt. Migränepatienten haben ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was durch die Störung des Blutkreislaufs bedingt wird. Durch die neuen Erkenntnisse der Krankheit wird auch in Zukunft die Behandlung leichter fallen. Migräne liegt im Übrigen auf Platz sieben der Krankheiten, die Menschen am meisten in ihrem Alltag beeinträchtigen.

 

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