Saarbrücken (dapd). Egal ob im Garten oder bei der Feuerwehr: Schläuche sind eigentlich immer rund. Es gibt sie in jeder Größe und aus zahlreichen Materialien, aber der runde Querschnitt ist allen gemeinsam. Und auch andere Wasserleitungen – vom Fallrohr bis zur Trinkwasserleitung – sind stets rund. Aber warum? Weshalb gibt es keine eckigen Leitungen und Schläuche?

"In erster Linie ist es einfach materialsparender, wenn man einen Schlauch oder ein Rohr rund macht", erklärt Karin Jacobs, Physikerin an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Bei gleichem Durchmesser benötige man bei einer runden Röhre weniger Material als bei einer eckigen. Und einfacher herzustellen ist ein runder Schlauch meist auch. Denn eckige Leitungen müsste man entweder aufwendig falten oder aber die vier Seiten aus jeweils einzelnen Teilen herstellen und dann zusammenfügen. Dann aber gebe es Nähte, die aufgehen können.

Und noch einen Vorteil haben runde Schläuche, wie Jacobs erklärt: "Ein runder Schlauch ist flexibler, ich kann ihn besser in alle Richtungen biegen." An einer Ecke sei eine Leitung oder ein Schlauch steifer, viel weniger flexibel. Man brauche daher viel mehr Kraft, um einen Schlauch ausgerechnet über diese Ecke zu biegen. "Es kann dann sogar sein, dass der Schlauch an dieser Stelle reißt", sagt die Physikerin. Ist der Schlauch aber rund, passiere dies nicht. Er sei in alle Richtungen gleich elastisch.

Aber was ist mit dem Innenleben einer solchen Leitung? Beeinflusst die Form des Schlauchs vielleicht auch, wie gut oder wie gleichmäßig das Wasser hindurchfließt? Wie Jacobs erklärt, spielt das tatsächlich eine Rolle – auch wenn dieser Effekt beim Bewässern des Gartens meist eher zweitrangig ist. "Stellen Sie sich eine eckige Kastenform vor, wie man sie zum Kuchenbacken verwendet", sagt die Strömungsphysikerin. Wenn man dort Honig hineinfülle und dann die Form gerade ausleere, fließe der Honig in der Mitte am schnellsten. In den Ecken dagegen bleibe er am längsten hängen. Sei der Boden aber rund – beispielsweise bei einer Schüssel – fließe der Honig gleichmäßiger ab.

Der Grund für dieses Verhalten des Honigs liegt in der Strömungsdynamik: Die Geschwindigkeit einer Flüssigkeit sinke, je näher sie einer Wand komme, sagt Jacobs. Wasser ströme daher mitten im Schlauch schneller als an seinem Rand. Wenn es nun Ecken in der Leitung gibt, kommt ein Flüssigkeitsteilchen dort gleich zwei Wänden auf einmal nahe. "In Gegenwart einer zweiten Wand nimmt seine Geschwindigkeit dann noch stärker ab", erklärt die Physikerin. Das Wasser strömt daher in den Ecken langsamer als entlang einer geraden oder leicht gebogenen Wand.

Und der Eckeneffekt hat noch einen Nachteil: Weil sich die Geschwindigkeit zwischen Ecken und Mitte stärker unterscheidet, fließt Wasser in einer eckigen Leitung auch ungleichmäßiger. Das merke man beispielsweise, wenn man eine Leitung durchspülen wolle, erklärt Jacobs: Es dauere bei einer eckigen Leitung viel länger, bis das Wasser auch in alle Ecken gekommen sei. Bei einem runden Schlauch gehe das schneller.

Insgesamt spricht also vieles dafür, Schläuche rund zu machen. Und genau deshalb sind Wasserrohre, Pipelines und andere Leitungen eigentlich nie eckig. "Eine Ausnahme gibt es aber", ergänzt Jacobs: "Schifffahrtskanäle baut man eckig." Das aber habe ganz praktische Gründe: Es sei einfach zu aufwendig, die Verschalungen für das Betonbett des Kanals rund zu bauen. Ein gerader Boden und rechts und links zwei senkrechte Betonwände seien billiger und schneller zu realisieren.

dapd