Das Bundeskartellamt nimmt die Preisgestaltung der
Mineralölkonzerne noch genauer unter die Lupe. Die
Wettbewerbsbehörde kündigte am Donnerstag eine weitere
Sektoruntersuchung an, mit der sie Licht in die Zusammenhänge
zwischen Rohölpreisen, Großhandelspreisen und Tankstellenpreisen
bringen will.

Bonn (dapd). Das Bundeskartellamt nimmt die Preisgestaltung der
Mineralölkonzerne noch genauer unter die Lupe. Die
Wettbewerbsbehörde kündigte am Donnerstag eine weitere
Sektoruntersuchung an, mit der sie Licht in die Zusammenhänge
zwischen Rohölpreisen, Großhandelspreisen und Tankstellenpreisen
bringen will.

Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, sagte: „Wir
werden uns genauer ansehen, in welcher Form Preisbewegungen bei
Rohöl und Mineralölprodukten an die Autofahrer weitergegeben
werden.“ Die Untersuchung solle Aufschluss über die
Wettbewerbsintensität bei Raffinerien und im Mineralölgroßhandel
geben und etwaige Wettbewerbsprobleme aufdecken.

Dazu sollen unter anderem gesellschaftsrechtliche Verflechtungen
zwischen den Mineralölunternehmen bei Raffinerien, Transport und
Tanklagern und die vertragliche Ausgestaltung von
Großhandelsgeschäften untersucht werden.

Zuvor hatte die Bonner Behörde bereits in einer ersten
Sektoruntersuchung die Tankstellenmärkte und deren Preisgestaltung
untersucht. Die Studie trug laut Kartellamt zum Nachweis eines
marktbeherrschenden Oligopols der fünf großen Tankstellenbetreiber –
BP/Aral, Jet, Esso, Shell und Total – auf dem deutschen Markt bei.

Zwtl.: „Die Unternehmen verstehen sich ohne Worte“

Die Kartellbehörde kam damals zu dem Ergebnis, dass sich die
großen Fünf „gegenseitig keinen wesentlichen Wettbewerb machen“.
Angesichts der Marktstrukturen seien nicht einmal Absprachen
zwingend nötig. „Die Unternehmen verstehen sich ohne Worte. Das
führt zu überhöhten Preisen“, urteilte Mundt damals.

Das Bundeskartellamt kann die Untersuchung eines bestimmten
Wirtschaftszweiges durchführen, wenn besondere Umstände vermuten
lassen, dass der Wettbewerb eingeschränkt oder verfälscht ist. Die
Untersuchung richtet sich dabei ausdrücklich nicht gegen einzelne
Unternehmen.

Die Wettbewerbsbehörde geht zurzeit außerdem dem Verdacht nach,
dass die großen Mineralölunternehmen freie Tankstellen behindert
haben könnten. Die freien Tankstellen, die ein Drittel des Marktes
in Deutschland ausmachen, sind auf die Belieferung aus den
Raffinerien der großen Fünf angewiesen. Doch liegen der
Wettbewerbsbehörde eine Reihe von Beschwerden von freien Tankstellen
vor. Danach sollen Aral, Shell und Co in mehreren Fällen von den
kleinen Konkurrenten höhere Preise gefordert haben, als von ihren
eigenen Endkunden an der Tankstelle.

dapd.djn/T2012092700586/re/mwo

(Bonn)