San Diego (dapd). Eine Migräne mit Aura steigert die Wahrscheinlichkeit weiterer Gesundheitsprobleme stärker als das Auftreten der Krankheit ohne Aura. Herzinfarkte werden wahrscheinlicher und Nutzerinnen hormoneller Verhütungsmittel leiden zudem häufiger an Blutgerinnseln. Das sind die Ergebnisse zweier Studien, die auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology vorgestellt wurden.
Unter einer Migräne mit Aura verstehen Ärzte eine Form der Krankheit, bei der die Patienten häufig visuelle Störungen wie Lichtblitze wahrnehmen. Die Mediziner um Tobias Kurth vom Gesundheitsinstitut Inserm in Bordeaux analysierten den Zusammenhang zwischen der Migräne mit Aura und Herzinfarkt, Schlaganfall sowie Todesfällen infolge einer Erkrankung der Blutgefäße. Auch andere Risikofaktoren unterzogen sie einer Beurteilung. Die Daten dazu stammten aus der sogenannten "Women Health Study", die 27.860 Patientinnen 15 Jahre lang begleitet hat. 1.435 der Patientinnen litten an Migräne mit Aura, 1.030 Patientinnen erlitten im Laufe der Jahre eine der untersuchten Herz- oder Gefäßerkrankungen.
Aura-Migräne beeinflusst Herzinfarktrisiko stärker als Rauchen und Übergewicht
"Nach Bluthochdruck war Migräne mit Aura der zweitstärkste Einzelbeitrag zum Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls", berichtet Kurth. Diabetes, Rauchen, Übergewicht und familiäre Krankengeschichte folgten erst dahinter. Kurth betonte jedoch, dass Migränepatienten mit Aura nicht automatisch irgendwann einen Infarkt erleiden müssten. Wie jeder andere könnten sie ihr Risiko durch bestimmte Maßnahmen senken, beispielsweise durchs Nichtrauchen, durch Bewegung und Normalgewicht.
Die zweite vorgestellte Studie untersuchte bei Migränepatientinnen den Zusammenhang zwischen modernen hormonellen Verhütungsmitteln und potenziell lebensbedrohlichen Blutgerinnseln. An der Studie nahmen 145.304 Frauen teil, darunter 3.437 mit Migräne ohne Aura und 2.691 mit Migräne mit Aura. Einige Frauen nutzen moderne hormonelle Verhütungsmittel wie Pflaster oder Ring, andere konventionelle Methoden.
Migränepatientinnen haben erhöhtes Thromboserisiko bei hormoneller Verhütung
Migränepatientinnen mit Aura hatten der Studie zufolge häufiger Probleme mit Blutgerinnseln, darunter Thrombosen in tief liegenden Blutgefäßen, als Migränepatientinnen ohne Aura. Das zeigte sich für jede Art der hormonellen Verhütung. Bei neueren Verhütungsmethoden war der Unterschied besonders ausgeprägt. So erlitten 7,6 Prozent der Frauen mit Aura eine Thrombose, wenn sie eine neuere Generation hormoneller Verhütungsmittel nutzten. Ohne Aura lag die Zahl bei 6,3 Prozent. Generell hatten Migränepatientinnen, die hormonell verhüteten, mehr Probleme mit Blutgerinnseln als gesunde Nutzerinnen hormoneller Verhütung.
Leitautor Shivang Joshi vom Brigham and Women’s Faulkner Hospital rät daher: "Frauen, die Migräne mit Aura haben, sollten diese Information in ihre Krankengeschichte aufnehmen." Er empfiehlt zudem, das höhere Risiko bei neuen Verhütungsformen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
dapd