Berlin (dapd). Wohin, wenn das Wohnen zu Hause zu beschwerlich wird? Dieser Gedanke ist vielen Senioren unangenehm. Trotzdem sollten sie vorausschauend planen und bei der Suche nach einem neuen Zuhause genau hinsehen, raten die Experten Thomas Knieling und Herbert Mauel. Pflegebedürftige Senioren haben mittlerweile die Wahl, wie und wo sie leben möchten. Wer rechtzeitig Pläne schmiedet, findet leichter ein neues Zuhause, auf das es sich zu freuen lohnt.

Bloß nicht ins Pflegeheim, denken viele ältere Menschen. Feste Tagesabläufe und kollektive Freizeitgestaltung – das schreckt sie ab. Andere wiederum sehnen sich nach einer festen Gemeinschaft, in der sie umsorgt werden. "Die beste Wahl hängt immer davon ab, wie viel Pflege und Unterstützung die Betroffenen suchen", sagt Thomas Knieling, Bundesgeschäftsführer beim Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe in Berlin. "Es gibt heute eine Vielzahl an Wohnformen", sagt auch Herbert Mauel, Geschäftsführer des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste in der Hauptstadt.

Thomas Knieling empfiehlt, als erstes zu prüfen, ob eine ambulante Pflege zu Hause infrage kommt – dann wäre ein Umzug zunächst gar nicht nötig. Ist der Wohnungswechsel unvermeidlich, können Senioren zwischen verschiedenen Alternativen wählen. Wer gerne in Gesellschaft ist und den Alltag selbst gestalten will, könnte es etwa mit einer Wohngemeinschaft für Senioren oder mehrere Generationen versuchen, raten die Experten. Dabei teilen sich mehrere Bewohner eine Wohnung, oft unterstützt von einer Haushälterin oder anderen Alltagsbegleitern, wie Thomas Knieling sagt.

Betreutes Wohnen bietet Pflege und sozialen Anschluss

Wer mehr Unterstützung wünscht, wäre mit einer Form des betreuten Wohnens gut beraten, meint Herbert Mauel. Meist seien das größere Wohnanlagen mit einzelnen Wohnungen und Gemeinschaftsräumen, die von verschiedenen Dienstleistern versorgt werden. "Da ist man unter Gleichgesinnten und tut sich mit sozialen Kontakten etwas leichter", sagt Thomas Knieling. "Es gibt auch Wohnungen direkt in der Nähe eines Pflegeheims, die die Infrastruktur des Heims mit nutzen, aber von anderen Trägern geführt werden", sagt Herbert Mauel.

Wie selbstständig bin ich noch? Welche Angebote wünsche ich mir? Wer nach einem neuen Zuhause sucht, sollte wissen, was ihm wichtig ist, raten die Experten. Beide empfehlen, sich in der vertrauten Umgebung umzusehen. "Eine Einrichtung kann nicht alle sozialen Kontakte befriedigen und die Familie nicht ersetzen", sagt Thomas Knieling. Deshalb sei es wichtig, dass das neue Leben Raum biete, Freundschaften zu erhalten und lieb gewonnene Gewohnheiten fortzuführen. Dabei sollten Senioren auch prüfen, welche Angebote das Heim von sich aus macht. Auch die Lage ist wichtig: "In einem Stadtteilhaus in der Großstadt habe ich vielfältige Kontaktmöglichkeiten, während eine Einrichtung auf dem Land mehr Natur und Ruhe bietet", gibt Thomas Knieling zu bedenken. Auch die Frage, welche Möbel mit umziehen sollen und ob Haustiere im neuen Zuhause willkommen sind, sollte rechtzeitig geklärt werden, rät Herbert Mauel.

Persönlicher Eindruck ist unersetzlich

Wer herausfinden will, wie sich das Leben im neuen Zuhause sich anfühlen könnte, kommt um einen Besuch vor Ort nicht herum – da sind sich die Experten einig. "Nichts ersetzt den eigenen, persönlichen Eindruck", sagt Thomas Knieling. Tipps von Freunden und Verwandten, Broschüren und das Internet lieferten zwar erste Anhaltspunkte, aber die wahren Wohlfühl-Faktoren – ein freundlicher Umgangston, eine schöne Atmosphäre, Sauberkeit und gute Gesellschaft – könne man nur individuell beurteilen. Senioren sollten sich deshalb schon vor dem Besuch überlegen, was ihnen wichtig ist. Würde mir das Essen schmecken? Sagen die Freizeitangebote mir zu? Machen die Pflegekräfte einen sympathischen Eindruck? Es lohne sich, darüber auch mit Bewohnern der Einrichtung zu sprechen, rät Herbert Mauel.

"Entscheidend ist die Frage: Kann ich Vertrauen fassen?", sagt Thomas Knieling. Er rät Interessenten deshalb, unbedingt mit der Heimleitung und wenn möglich auch mit der Pflegedienstleitung zu sprechen. Viele Heime böten zudem die Möglichkeit, zur Probe an den Mahlzeiten teilzunehmen. Auch in der Gemeinde könnten sich Senioren erkundigen, etwa darüber, ob die Einrichtung Kooperationen mit Schulen oder Kindergärten pflegt. Grund zur Scheu gebe es nicht, sagen die Experten – im Gegenteil: Das Gefühl, willkommen zu sein, dürfe jeder Besucher einer Einrichtung erwarten. "Wenn man das Gefühl hat, abgewimmelt zu werden oder auf Widerstand zu stoßen, dann sind Zweifel vielleicht berechtigt", sagt Thomas Knieling.

dapd