Berlin/Frankfurt/Main (dapd). Das Rezept geht über den Kassentisch, doch das Medikament, das der Apotheker heraussucht, ist nicht das, was der Patient erwartet hat. Den Grund erläutert der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach: "Der Arzt verordnet den Wirkstoff, nicht das Mittel."
Gibt es verschiedene Mittel mit demselben Wirkstoff, sucht der Apotheker das des Herstellers heraus, mit dem die Krankenkasse des Patienten einen Preisnachlass verabredet hat. Ansonsten wählt er eines der drei preiswertesten Präparate."
Dank ihrer Ausbildung können Apothekerinnen und Apotheker ihre Kunden nicht nur darüber informieren, weshalb sie dieses und kein anderes Medikament bekommen. Mit Hilfe ihrer umfangreichen Datenbank beraten sie auch zu den Neben- und Wechselwirkungen rezeptpflichtiger und -freier Medikamente, berichtet Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. "Wenn sich beispielsweise jemand einen Gerinnungshemmer abholt und gleichzeitig ein rezeptfrei erhältliches Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure haben möchte, wird ihn eine gewissenhafte Apothekerin darauf hinweisen, dass die Kombination zu vermehrten Blutungen führen kann."
Sieht sie, dass sich zwei vom Arzt verschriebene Mittel gegenseitig stören könnten, darf sie allerdings nicht gegen den bekundeten Arztwillen beraten, betont Apothekerin Sellerberg: "In solch einem Fall ruft die Apothekerin in der Arztpraxis an, um das Problem zu klären – meistens gibt es dann doch einen guten Grund dafür, manchmal ist aber auch etwas übersehen worden und das Rezept wird vom Arzt noch geändert."
Im Rahmen der Selbstmedikation erwarteten Kunden vom Apotheker zuweilen aber auch zu viel, kritisiert Landesärztekammerpräsident von Knoblauch zu Hatzbach. "Da soll dann der Apotheker anstelle eines Arztes aufgrund der geschilderten Beschwerden eine Diagnose stellen. Diagnostik und Therapieauswahl sind aber Arztsache."
Das bekräftigt auch Ursula Sellerberg. Zwar gäben Pharmazeuten gern Tipps und Empfehlungen, wenn jemand etwa mit einem Brummschädel, einer leichten Erkältung oder einem verspannten Nacken zu ihnen kommt. "Wir betonen aber auch immer, wie wichtig es ist, einen Arzt aufzusuchen, wenn die Beschwerden zunehmen oder länger dauern."
Schließlich messen Apotheker gegen eine Schutzgebühr Blutzucker und Blutdruck und verleihen häufig auch Hilfsmittel wie Milchpumpen, Babywagen, Inhalationsgeräte oder Rollstühle. Urlauber und Geschäftsreisende können sich in Apotheken zu Vorsorgemaßnahmen, Impfungen und der nötigen Reiseapotheke beraten lassen.
dapd