Berlin/Essen (dapd). Das Ende einer Beziehung ist meist schmerzhaft. Nicht nur der Verlassene leidet – auch für den, der geht, kann die Situation sehr belastend sein. "Häufig ist diese Entscheidung von ambivalenten Gefühlen geprägt – man sieht zwar keine Zukunft mehr für die Partnerschaft, hängt aber trotzdem noch am anderen und hat auch Angst vor dem Alleinsein", sagt Barbara Schervier-Legewie, Paartherapeutin aus Berlin.

Ebenso sei es für die Betroffenen schwierig zu akzeptieren, dass sie dem anderen durch die Trennung Schmerzen zufügen. Man müsse sich damit auseinandersetzen, dass dieser Schritt vom Partner und vielleicht auch vom Umfeld negativ bewertet werde. "Man kann es in dieser Situation nicht allen recht machen", betont der Essener Paartherapeut Rüdiger Wacker. Eine Trennung, bei der alle Beteiligten am Schluss glücklich und zufrieden sind, sei extrem selten. "Natürlich sollte man sich bemühen, nicht unnötigerweise Porzellan zu zerschlagen – aber den Anspruch, es perfekt zu machen, muss man hier ablegen", sagt der Diplom-Psychologe.

Den Partner in die Entscheidung einbeziehen

Wichtig sei, frühzeitig mit dem Partner über die Trennungsabsicht zu sprechen, betonen beide Experten. "Wenn dieser Schritt aus dem Nichts kommt, ist das extrem schockierend für den anderen, und er fühlt sich womöglich hintergangen", warnt Schervier-Legewie. Paare sollten sich daher schon lange vorher über ihre Gefühle austauschen und darüber sprechen, wie es beiden mit der Beziehung geht. Nur so habe auch der Partner Chance, sich auf das Kommende einzustellen. "Manchmal löst dieses Signal, dass es ernst wird, außerdem eine Reaktion beim anderen aus, und es ändert sich doch noch etwas Grundlegendes", sagt Rüdiger Wacker.

Rücksichtnahme ist nicht immer willkommen

Ist die Entscheidung einmal gefallen, schieben viele die endgültige Trennung immer wieder hinaus, da sie ihrem Partner diesen Schritt gerade nicht zumuten wollen. "Wenn der andere momentan sehr belastet ist, etwa durch den Job oder eine Krankheit der Eltern, sollte man natürlich abwägen, ob man noch ein paar Tage warten kann", sagt Rüdiger Wacker. Es gehe dabei auch immer darum zu prüfen, wie sehr man selbst unter der ungeklärten Situation leidet. "Man sollte sich außerdem auch klar machen, dass Rücksichtnahme in diesem Zusammenhang beim anderen nicht unbedingt gut ankommt", sagt Barbara Schervier-Legewie. Mancher fühle sich regelrecht belogen, wenn er im Nachhinein erfahre, dass sein Partner sich schon seit Monaten von ihm trennen wollte und nur auf den richtigen Moment gewartet hat.

Man könne seinem Partner die Trennungserfahrung auf Dauer nicht ersparen – aber es gebe Möglichkeiten, diesen Prozess gemeinsam fair und gut zu gestalten, betont Schervier-Legewie. "Im Trennungsgespräch sollte man versuchen, dem anderen die Gründe für diesen Entschluss so gut wie möglich nachvollziehbar zu machen", sagt die Diplom-Psychologin. Wichtig sei, dabei auf Ich-Botschaften zu setzen und auf Vorwürfe zu verzichten: "Das führt nur zu Diskussionen und Streit."

Unterstützung von außen

Die Expertin empfiehlt, gemeinsam zu entscheiden, wie es nach der Trennung weitergehen soll. "Vielleicht braucht der Verlassene erst einmal etwas Abstand, vielleicht ist es ihm aber auch lieber, wenn sein Ex-Partner noch ein bisschen bei ihm bleibt", sagt Schervier-Legewie. Auf jeden Fall sollte man dem Partner signalisieren, dass man zu weiteren Gesprächen bereit ist, um ihn bei der Verarbeitung zu unterstützen. "Allerdings muss man auch akzeptieren, dass man seinem Partner in dieser Situation selbst meist wenig helfen kann – schließlich ist man selbst die Ursache für sein Leiden", betont Rüdiger Wacker. Man könne dem anderen aber helfen, sich Unterstützung von außen zu suchen – etwa durch Freunde oder professionelle Beratungsangebote.

Wer sich von seinem Partner trenne, brauche aber auch selbst Unterstützung, gibt Wacker zu bedenken. Denn auch wenn man eine Beziehung selbst beende, blieben oft Trauer und Schuldgefühle zurück, mit denen man sich nun auseinandersetzen muss. "Es ist wichtig, dass man jemanden hat, der einem in diesem Prozess den Rücken stärkt und einem immer wieder verdeutlicht, dass man es nicht allen recht machen kann", sagt Wacker.

Um eine Trennung gemeinsam gut zu meistern, empfiehlt Barbara Schervier-Legewie Paaren, gemeinsam professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. "In diesem Rahmen kann man seine Partnerschaft noch einmal eingehend betrachten – mit ihren positiven und negativen Seiten", sagt die Expertin. Das gebe beiden die Möglichkeit, besser zu verstehen, was passiert ist, und sich über ihre Gefühle klar zu werden. "Stellt sich heraus, dass die Beziehung wirklich am Ende ist, kann man mit Hilfe eines Paarberaters gemeinsam Trauerarbeit leisten", sagt Schervier-Legewie. Denn es sei wichtig, die gemeinsame Zeit zu würdigen und ihren Wert anzuerkennen – auch, wenn man in Zukunft getrennte Wege geht.

dapd