Hannover (dapd). Man sieht einer Spiegelreflexkamera von außen nicht an, was sie wirklich kann. Neben Angaben des Verkäufers zu Eckdaten wie dem Zoomfaktor der Kamera können einem Amateurfotografen auch Testergebnisse in Zeitschriften oder im Internet weiterhelfen. Wie lang dauert zum Beispiel die Auslöseverzögerung und wie viele Fotos kann man machen, bis der Akku wieder aufgeladen werden muss? Neben den technischen Details im Inneren unterscheiden sich digitale Spiegelreflexkameras (DSLRs, kurz für: digital single-lense reflex) aber auch in puncto Bedienungsfreundlichkeit.

Manche Modelle "haben weniger Tasten für den Direktzugriff und man muss sich aufwendiger durchs Menü tippen, um die Einstellungen ändern zu können", sagt Wadim Herdt vom Fachmagazin Colorfoto. Sie seien für Umsteiger gedacht, die zuvor mit kleineren Kompaktkameras fotografiert haben. "Mit 200 bis 300 Euro kommt man im Spiegelreflexbereich nicht weit", sagt er. Dafür bekomme man lediglich ein "Einsteigergehäuse" ohne Objektive.

"Es ist immer die Frage, wofür man die Kamera einsetzt", sagt Herdt. Braucht man wirklich einen schnellen Autofokus, weil man oft spielende Kinder oder Sportler ablichten will? Oder reicht vielleicht auch ein sogenanntes Pancake-Objektiv, das deutlich leichter ist als herkömmliche Objektive? "Damit ist die Kamera sehr kompakt und passt zwar nicht in eine Hosentasche, aber in eine Jackentasche", sagt der Foto-Fachmann. Oder möchte man doch lieber ein größeres Zoom-Objektiv für Motive, die sehr weit weg sind und nimmt es dafür in Kauf, eine Fototasche dabei haben zu müssen?

Manche Fotofreunde rüsten ihre Systemkamera nicht mit mehreren Objektiven auf, sondern verwenden zum Beispiel auf Reisen "nur ein Objektiv mit großem Zoom-Faktor von 18 bis über 200 Millimetern", sagt Herdt. "Damit deckt man einen großen Brennweitenbereich ab, muss aber hinnehmen, dass solche Objektive eine eher mittelmäßige Abbildungsleistung haben", ergänzt er. Bei diesen Allround-Objektiven sei es sinnvoll, statt in große Zoomleistung lieber in eine bessere Bildqualität zu investieren, rät Herdt.

"Zwar gibt es die Faustregel: je größer der Bildchip, desto besser die Kamera", sagt Ronald Dammschneider, der für die Stiftung Warentest DSLRs prüft. Denn ein größerer Bildchip könne mehr Licht einfangen. Allerdings verpuffe dieser Effekt, wenn das Objektiv nicht entsprechend hochwertig und der Rest der Kamera nicht darauf abgestimmt sei.

"Ein grundsätzlicher Schwachpunkt ist der Monitor", gibt Dammschneider zu bedenken. "In der prallen Sonne kann man kaum etwas sehen", sagt er. Deshalb sei es "deutlich besser", wenn eine DSLR neben einem Monitor zum Anschauen der geschossenen Fotos auch einen Sucher zum Durchschauen hat.

"Mit einem elektronischen Sucher passt die Kamera das Bild an, wenn Einstellungen verändert werden", erklärt Herdt. Und anders als bei herkömmlichen optischen Suchern sehe man das Foto genau so, wie es beim Abdrücken gespeichert werde. Neuerdings gebe es auch Mischformen, sogenannte Hybride, die im Sucherbild zusätzliche Informationen einblenden – etwa einen künstlichen Horizont, damit man die Kamera nicht schief hält. Vorteil der optischen Sucher: Bei starkem Lichteinfall kann man damit am meisten erkennen.

"Am Pixelwettrennen sollte man sich nicht beteiligen", sagt Dammschneider. Man brauche keine 24 Megapixel, um ein Foto später mit hoher Detailgröße auf Posterformat vergrößern zu können, zehn Megapixel seien absolut ausreichend. Er habe beim Testen gemerkt, dass einige pixelstarke Modelle sogar bessere Bilder liefern, wenn man im Menü die Bildqualität herunterstellt.

Eine andere Einstellung, die bei der Auswahl im Fotogeschäft sehr schnell ersichtlich ist, ist die Funktion der Serienaufnahme. Mit einem Schnellfeuermodus von rund zehn Bildern pro Sekunde "erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Moment treffe, den ich einfangen will", sagt er. Zum Beispiel das Eintauchen des Kindes beim Sprung vom Dreimeterbrett. Seit kurzem gebe es auch eingebaute GPS-Empfänger. Damit könne man bei der Diashow daheim auf einer Landkarte genau zeigen, wo ein Urlaubsfoto gemacht wurde.

dapd