München (dapd). Nicht immer sehen Eltern die Freundschaften ihrer Kinder mit Wohlwollen. Wenn Freunde auf die eigenen Sprösslinge einen vermeintlich negativen Einfluss ausüben, kann manches Elternteil mit seiner Meinung nicht hinterm Berg halten. "Eltern sollten dennoch nie versuchen, Freundschaften auszureden", betont die promovierte Psychologin und Pädagogin Sabine Walper vom Deutschen Jugendinstitut in München. "Kinder sind sehr loyal und solidarisch. Negatives Feedback über Freunde könnte eine starke Abwehrreaktion zur Folge haben nach dem Motto: Jetzt erst recht", warnt sie.
Im Laufe der Schulzeit nehme der Einfluss der Eltern ab, während der von Freunden immer stärker werde. Dennoch müssten Eltern nicht wortlos zusehen, wenn ihr Halbwüchsiger vom Freund etwa zum Rauchen oder Klauen verführt werde. Besser als mit einem Pauschalurteil herauszuplatzen, sei es aber, dem Kind Fragen zu stellen, was es an der Freundschaft gut findet und weshalb sie ihm so wertvoll ist.
"Wenn Kinder Wertschätzung für eine Haltung zeigen, die quasi gegen den Strich ist, sollten Eltern mit ihnen über die Risiken sprechen", rät die Expertin. "Auch wenn es Erwachsenen schwerfällt, helfen sie ihrem Kind mehr, indem sie einen differenzierten Bezug zu schwierigen Freunden entwickeln als sie pauschal abzulehnen", empfiehlt Walper. "Sie können Verständnis für das zeigen, was ihr Kind am Freund schätzt, und ihren Wunsch äußern, dass es die negativen Verhaltensweisen nicht nachahmen soll."
Driften Kinder ins Kleinkriminelle ab, halten viele Eltern eine Einschränkung oder einen Abbruch des Kontakts zum Freund für die einzig richtige Lösung. "Dann gehen sie aber das Risiko ein, dass sich ihre Kinder in die Freundschaft nicht hineinreden lassen und sich heimlich treffen", gibt die Pädagogin zu bedenken. Verbote führten selten zum Ziel und bewirkten meist das Gegenteil, nämlich dass etwas erst recht getan wird. Dem entgegenwirken könnten Eltern durch positive Zuwendung und die Vermittlung moralischer Werte. Sicher in der Familie aufgehobene Kinder erlägen eher selten den Verlockungen falscher Freunde.
dapd