Los Angeles/Hamburg (dapd). Sie gelten als Hauptverursacher für Pickel: Bakterien vom Typ Propionibacterium acne. Eine neue Studie eines US-Forscherteams zeigt jedoch, dass sich nicht alle der Mikroben negativ auf die Haut auswirken. Denn obwohl einige Stämme offenbar die typischen Probleme bei Akne verursachen, scheinen andere die Haut sogar zu schützen.
Damit könnten probiotische Cremes, die solche "guten" Bakterien fördern, in Zukunft an die Stelle der bisher häufig verwendeten antimikrobiellen Wirkstoffe treten. Ihre Forschungsergebnisse haben Sorel Fitz-Gibbon von der University of California in Los Angeles und ihre Kollegen im Fachmagazin "Journal of Investigative Dermatology" (doi: 10.1038/jid.2013.21) beschrieben.
Hautbakterien gelten als Schlüsselfaktoren
Akne ist für Teenager eine echte Plage: Bis zu 85 Prozent von ihnen leiden mehr oder weniger ausgeprägt unter Pusteln, Beulen und Pickeln. Was genau die Krankheit auslöst und warum einige ihr Leben lang verschont bleiben, ist trotz der vielen Betroffenen noch unklar. Der Hormonstatus scheint eine Rolle zu spielen, ebenso die genetische Veranlagung und der Lebensstil. Bakterien, insbesondere vom Typ Propionibacterium acne, werden ebenfalls zu den antreibenden Schlüsselfaktoren gezählt. Allerdings irritiert eines: Auch auf der Haut gesunder Menschen lebt P. acne – und zwar in den gleichen Mengen wie bei Betroffenen.
Was also macht den Unterschied aus? Um das zu klären, untersuchten Fitz-Gibbon und ihre Kollegen den Bakteriencocktail bei Akne-Patienten und Gesunden genauer. Dazu entfernten sie bei 49 pickligen und 52 gesunden Probanden mit Hilfe handelsüblicher Porenreinigungs-Pflaster Talg und Sekrete an der Nase und analysierten die vorhandenen Mikroorganismen. Ihr Augenmerk lag auf der Frage, ob kranke und gesunde Haut von unterschiedlichen Stämmen der gleichen Bakterienart besiedelt wird.
Ein "Mutterschiff", viele unterschiedliche "Ableger"
Diese Vermutung bestätigte sich: Die Wissenschaftler fanden in den Proben insgesamt mehr als 1.000 Stämme, von denen 66 bisher völlig unbekannt waren – und von denen die Aknepatienten völlig andere Kombinationen in den öligen Tiefen ihrer Poren beherbergten als Probanden mit klarer Haut.
Vor allem zwei Stämme sind typisch für Betroffene. Sie tragen unter anderem Gene in sich, die bei anderen Mikroorganismen mit einem hohen Infektionspotenzial in Verbindung gebracht werden. Umgekehrt fand sich auf der Haut gesunder Probanden ein Stamm, der bei den Erkrankten fast gar nicht vorkam. Er besitzt einen Bereich im Erbgut, der offenbar der Abwehr angreifender Viren oder anderer Mikroben dient.
Von P. acne scheinen also sowohl negative als auch positive Formen zu existieren, fassen die Forscher zusammen. Das erkläre, dass die Mikroben bei manchen Menschen Pickel entstehen lassen und bei anderen nicht. Die Entdeckung eröffne zudem neue, vielversprechende Ansätze in der Akne-Behandlung: Sollte es sich bestätigen, dass einige Stämme die Haut schützen, könnte man diese besonders fördern. Es wäre beispielsweise denkbar, solche Bakterien gezielt mit einer Creme auf die Haut aufzutragen oder Wirkstoffe zu entwickeln, die ihr Wachstum fördern. "Genau wie die guten Bakterien im Joghurt gut für den Darm sind, wären diese guten Stämme von P. acne gut für die Haut", sagt Studienleiterin Huiying Li.
Auch könnten Forscher Medikamente entwickeln, die vor allem den negativen Stämmen den Garaus machen. Li hofft außerdem auf Hauttests, die das Aknerisiko frühzeitig erkennen lassen.
dapd
