Bristol/Hamburg (dapd). Zwischen Hummeln und Blumen fliegen die Funken: Neben Farben, Mustern und Formen dient Blüten auch ein elektrisches Feld dazu, tierische Bestäuber anzulocken. Die Insekten nutzen das Muster des Feldes, um sich Blüten mit viel Nektar zu merken, berichtet ein internationales Forscherteam online im Wissenschaftsjournal "Science" (doi: 10.1126/science.1230883).

Der Forscher Daniel Robert und seine Kollegen von der Universität Bristol haben erstmals nachgewiesen, dass Hummeln elektrische Signale von Blüten aufspüren und unterscheiden können. Das funktioniert so: Pflanzen sind in der Regel negativ geladen und strahlen schwache elektrische Felder aus. Hummeln hingegen weisen – ebenso wie Honigbienen – meist eine schwache positive Ladung auf. Fliegen die Tiere an einer Blüte vorbei, findet ein Ladungsaustausch statt. Das registrieren die Insekten.

Elektrische Felder zeigen, ob noch Nektar vorhanden ist

Um diese Hypothese zu untermauern, erstellten die Forscher zunächst künstliche Blumen mit und ohne elektrischen Feldern. Die geladenen Blüten enthielten Zucker, die ungeladenen Bitterstoff. Äußerlich gab es keine Unterschiede. Schon nach kurzer Zeit flogen die Hummeln gezielt Blüten mit Zucker an – den Wissenschaftlern zufolge ein deutlicher Beleg, dass sie die elektrischen Ladungen als Wegweiser zum süßen Genuss nutzten.

Messungen ergaben zudem, dass durch landende Hummeln das elektrische Potenzial der Blumen für mehrere Minuten wechselt. Das bewiesen die Experten so: Äußere Umstände wie zum Beispiel das Wetter verändern im Lauf des Tages immer wieder die elektrische Ladung der Pflanzen. Landet allerdings eine Hummel auf ihnen, ergaben die Versuche viel stärkere Schwankungen als bei allen anderen Einflüssen.

Insekten lassen beim Bestäuben einer Pflanze meist Spuren zurück: Geruchsstoffe oder Veränderungen an Farbe, Form und Feuchtigkeit der Blüte. Derartige Änderungen treten meist erst nach Minuten oder Stunden auf. Der Wandel des elektrischen Potenzials durch den Besuch einer Hummel hingegen erfolgt schon nach Sekunden. Das informiert andere Insekten später darüber, ob in dieser Blüte noch etwas zu holen sein könnte.

Hummeln erkennen Blüten mit Hilfe elektrischer Ladungen

Mit weiteren Experimenten konnte das Team um Robert beweisen, dass Hummeln in der Lage sind, zwischen den Ladungen der verschiedenen Blumen zu unterscheiden. Die Tiere lernen in ihrem Alltag, Blütenfarben zu erkennen. Mit Hilfe elektrischer Felder gelingt das noch schneller, stellten die Forscher fest. Wie dies den Insekten gelingt, konnten sie allerdings nicht klären. Sie vermuten, dass die Haare der Hummeln sich in den Feldern je nach Blüte elektrostatisch aufrichten, wie es auch Menschen von ihren Haaren kennen.

"Dieser neue Kommunikationsweg zeigt, wie eine Blume ihre Bestäuber über ihren Vorrat an Pollen und Nektar informieren kann", resümiert Koautorin Heather Whitney. Wissenschaftler Robert ergänzt: "Das letzte, was eine Blume möchte, ist, eine Biene anzulocken und ihr dann keinen Nektar bieten zu können. Bienen lernen schnell und würden bald das Interesse an derart nutzlosen Blumen verlieren."

dapd