München (dapd). Es gibt kaum eine Bewegung des Körpers, bei der sie nicht beteiligt sind: Ob Gehen, Stehen oder Drehen – ohne Knie läuft im wahrsten Sinne des Wortes nichts. Doch viele Menschen haben genau dort gesundheitliche Probleme: "Bis zu zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden an Beschwerden des Kniegelenks, drei Millionen haben eine Kniegelenksarthrose und rund 175.000 künstliche Kniegelenke werden pro Jahr eingesetzt", sagt Siegbert Tempelhof, Facharzt für Orthopädie am Centrum für Komplementärmedizin (CfK) in München. Grund genug, die Kniegelenke frühzeitig und vorbeugend zu stärken.
Gezielter Muskelaufbau
Das Kniegelenk muss viel halten und abfedern. "Eine starke Muskulatur wirkt dämpfend auf die Kniegelenke und reduziert die Belastung", erklärt der Experte. Knietraining sollte immer ganzheitlich angesetzt sein: "Wir wissen heute, dass man nicht nur die Muskeln um das Knie herum, sondern dass der ganze Körper mit in das Training einbezogen werden sollte." Wer täglich nur Kniebeugen macht, riskiert sogar eine einseitige Überlastung. Denn: Das Knie wird nicht nur von lokalen Muskelgruppen, sondern auch von anderen, wichtigen Muskelschlingen des Körpers unterstützt. "Beim Training sollten alle möglichst gleichermaßen gestärkt werden."
Jogging oder Tai Chi
Auch wenn es immer wieder behauptet wird: "Jogging führt nicht zu einem frühzeitigen Gelenkverschleiß", sagt der Orthopäde. Im Gegenteil: "Es kann die Arthroserate sogar senken!" Für gesunde Menschen ohne vorhergehende Kniegelenksverletzungen oder Beinachsenfehlstellungen oder Übergewicht ist das Laufen daher eine ideale Stärkung der Gelenke. Bereits von Kniearthrose Betroffene berichten von deutlichen Schmerzverbesserungen durch regelmäßiges Tai Chi oder Ergometertraining: "Die ruhigen, kontrollierten Bewegungen haben offenbar einen sehr gesunden Einfluss auf vorgeschädigte Gelenke." Ideal sind auch sanfte Sportarten, wie Fahrradfahren, Skilanglauf, Wandern, Aquajogging, Schwimmen oder Yoga.
Gezieltes Knietraining
Wer um seine Schwachstelle Knie weiß, sollte rechtzeitig mit der Stärkung beginnen. Um bereits entstandene Schon- oder Fehlhaltungen zu erkennen, empfiehlt Tempelhof eine gezielte Untersuchung des Kniegelenks beim Arzt kombiniert mit einer Bewegungsanalyse. "Nur durch die Bestimmung des aktuellen Status kann man gezielt trainieren." Bei ihrem Arzt oder der Krankenkasse bekommen Knie-Patienten auch Adressen von Physiotherapeuten oder Fitnessstudios, die beim gezielten Training anleiten. Tempelhof empfiehlt einen Mix aus Dehnen, Stärken und Lockern. Das Training sollte regelmäßig stattfinden und sich langsam aufbauen und intensivieren.
Viele Übungen mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen bietet das Buch von Siegbert Tempelhof: "Das neue Knietraining", Gräfe & Unzer, 2011, 9,99 Euro, ISBN: 978-3-83382175-2
Gegen Knieblockaden und Arthroseschmerz bietet das Buch von Christian Larsen und Bea Miescher Übungen aus der Spiraldynamik: "Starke Knie: Beschwerden einfach wegtrainieren" . Trias, 2009, 9,95 Euro, ISBN: 978-3830434900
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