Hannover (dapd). Wer viel läuft, springt oder auch seitwärts dribbelt, weiß oft nur allzu gut, was es heißt, wenn die Achillessehne schmerzt. So mussten bei der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft gleich mehrere Nationalspieler wie der tschechische Star Tomas Rosicky aussetzen, weil sie genau dort Beschwerden hatten, berichtet Karsten Knobloch, Chirurg und Sportmediziner an der Medizinischen Hochschule Hannover. "Fußballer laufen in einem 90-minütigen Spiel mehr als zehn Kilometer, im Wochenpensum demnach ähnlich weit wie Mittel- und Langstreckenläufer. Und die wiederum tragen ein hohes Risiko, sich an der Achillessehne zu verletzen."
Die dickste und stärkste Sehne des menschlichen Körpers, die Wadenmuskeln und Fuß verbindet, hat allerhand auszuhalten. "Die Kräfte, die beim Laufen Schritt für Schritt auf sie einwirken, übersteigen das eigene Körpergewicht manchmal um das Zehnfache – beim Springen ist es noch mehr." Aus diesem Grund halte die Achillessehnenverletzung auch einen traurigen Rekord: "Sie ist der häufigste Überlastungsschaden bei Läufern."
Umso wichtiger ist es für Liebhaber von Laufsportarten, ihre sprichwörtliche "Achillesferse" fit und geschmeidig zu halten, betont Professor Knobloch, der an der Medizinischen Hochschule Hannover bereits mehrere Studien zu Achillessehnenverletzungen betreut hat. "Wir haben festgestellt, dass das gezielte Krafttraining, mit dem Patienten ihre Achillessehne nach einer Verletzung wieder aufbauen und kräftigen, auch denjenigen zu Gute kommt, die ihre Sehnen rein vorbeugend stärken." Das können nicht nur Hobbysportler sein, sondern auch Menschen mit Übergewicht. Denn auch überschüssige Pfunde belasten die Achillessehne mehr als ihr gut tut.
Die Grundübung lässt sich ohne Hilfsmittel an jeder Treppenstufe machen – am besten barfuß. Dabei steht die Person am Rand der Stufe mit dem Gesicht aufwärts für rund zwei Sekunden auf den Zehenspitzen und senkt dann die Fersen wiederum für zwei Sekunden nach unten, dann geht es wieder nach oben – insgesamt 15 Mal. Dies wiederholt man laut Experte Knobloch am besten sechs Mal täglich. "Am Anfang mit beiden Beinen. Nach zwei bis drei Wochen sollte man die Übung auch einbeinig absolvieren, um die Wirkung zu vergrößern." Die Sehne werde dadurch kräftiger, elastischer und damit auch weniger verletzungsanfällig, sagt Knobloch.
Allerdings dauere es zwei bis drei Monate, bis nachhaltige Erfolge spürbar seien. "Das liegt daran, dass Sehnenzellen acht Wochen brauchen, um sich zu teilen und damit das Sehnengewebe zu erneuern."
Noch wirksamer sei die Übung in Kombination mit einem ebenfalls ganz einfachen Gleichgewichtstraining, zum Beispiel, indem man sich auf ein Wackelbrett stelle oder sich auf einem Bein die Zähne putze. "Das verbessert die Koordination und senkt das Verletzungsrisiko, wie wir in einer eigenen Untersuchung mit dem FC Bayern München nachweisen konnten."
dapd