Göttingen (dapd). Smog und schlechte Luft an heißen Sommertagen könnten bis zum Jahr 2050 die Regel werden. Denn die Luftverschmutzung wird in den nächsten Jahrzehnten weltweit drastisch zunehmen, wenn nichts dagegen unternommen wird. Das zeigt eine Modellsimulation eines internationalen Forscherteams unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz.
Vor allem China, Nord-Indien, der Mittlere Osten und Nord-Afrika müssen demnach mit einer drastischen Verschlechterung der Luftqualität rechnen. In Ostasien könnten die Konzentrationen von Stickstoffoxiden, Schwefeldioxid und Feinstaub 2050 dreimal so hoch sein wie heute. In Nord-Indien und der arabischen Golfregion seien es dagegen eher die Ozonwerte, die ansteigen werden, berichten die Forscher im Fachmagazin "Atmospheric Chemistry and Physics" (doi:10.5194/acpd-12-8617-2012).
Auch in Europa und Nord-Amerika werde sich die Luftverschmutzung erhöhen. Doch dank der dort seit einigen Jahrzehnten existierenden Umweltgesetze sei diese Region weit weniger stark betroffen, erklären die Wissenschaftler. Die Ursachen für die zunehmende Verschlechterung der Luftqualität liegen in erster Linie in der zunehmenden Bevölkerungsdichte, wie die Forscher berichten. Denn damit stiegen auch die industrielle Produktion und der Verkehr. "Die Studie macht deutlich, dass wir neue Gesetze zur Kontrolle und zur Reduktion industrieller Emissionen brauchen", sagt Erstautorin Andrea Pozzer vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Besonders für das östliche China und für Indien sei dies wichtig, sonst entstünden dort regelrechte Schadstoff-Hotspots. Beide Regionen zählen den aktuellen Ergebnissen nach zu den Orten, die mit den höchsten Schadstoffwerten zu kämpfen haben werden.
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler verglichen, welchen Einfluss Emissionen in verschiedenen Erdregionen auf die Luftqualität haben. Sie konzentrierten sich dabei auf den Schadstoffausstoß, der vom Menschen verursacht wird. Datengrundlage waren Emissionen aus dem Jahr 2005 und deren Entwicklung in den darauf folgenden Jahren. Dabei bezogen die Wissenschaftler erstmals alle fünf wichtigen gesundheitsschädlichen Luftschadstoffe ein: Stickstoff- und Schwefeldioxid, Ozon, Kohlenmonoxid sowie Feinstaubpartikel, die kleiner sind als 2,5 Mikrometer und als besonders gesundheitsschädlich gelten.
Mit Hilfe des chemischen Atmosphärenmodells EMAC ermittelten die Forscher aus diesen Daten Prognosen für das Jahr 2050. Dabei gingen Pozzer und seine Kollegen davon aus, dass auch zukünftig unvermindert Schadstoffe ausgestoßen und keine zusätzlichen reglementierenden Umweltgesetze eingeführt werden. Dieses sogenannte "Business-as-usual"-Szenario klinge zwar pessimistisch, sei aber nicht unwahrscheinlich, sagen die Forscher. Die weltweiten Entwicklungen deuteten auf ein solches Szenario hin.
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