Darien (dapd). Fünf von sechs aktiven US-Soldaten haben eine klinisch relevante Schlafstörung. Selbst zu Hause schlafen zwei von fünf Soldaten weniger als fünf Stunden pro Nacht. Das Militär müsse daher dringend seine Kultur im Umgang mit dem Schlaf überdenken, fordern US-Wissenschaftler im Fachjournal "Sleep".
Die Forscher um Vincent Mysliwiec vom Madigan Army Medical Center in Tacoma erstellten Polysomnografien für 725 aktive Soldaten, hauptsächlich Männer (93 Prozent), darunter Soldaten mit Kriegserfahrung (85 Prozent). Bei einer Polysomnografie werden in einem Schlaflabor eine ganze Nacht lang eine Vielzahl von Körperfunktionen erfasst, um Schlafstörungen zu diagnostizieren.
Jeder vierte Soldat leidet an Schlaflosigkeit
Die Studie zeigt, dass 85 Prozent der Soldaten im aktiven Dienst eine klinisch relevante Schlafstörung haben. Mit 51 Prozent war die obstruktive Schlafapnoe am häufigsten, wiederholte Atemstillstände während des Schlafs. Schlaflosigkeit war mit 25 Prozent die zweithäufigste Diagnose. Durchschnittlich schliefen die Studienteilnehmer selbst im eigenen Bett nur 5,74 Stunden, zwei von fünf Soldaten berichteten von weniger als fünf Stunden pro Nacht. Obwohl das individuelle Schlafbedürfnis unterschiedlich ist, liegt der Normalwert für die meisten Erwachsenen zwischen sieben und acht Stunden, um den ganzen Tag aufmerksam und erholt zu sein.
Leitautor Mysliwiec zeigt sich überrascht über das Ausmaß des Befundes. Selbst beim Militär, das nicht für geregelten Schlaf bekannt sei, hätte er das so nicht erwartet. Mysliwiec warnt, das bislang wenig erforscht sei, in welchem Ausmaß Schlafmangel und Schlafstörungen weitere gesundheitliche Probleme bei den Betroffenen auslösen. Der Forscher betonte auch das bislang nicht systematisch erfasste höhere Risiko für Unfälle.
Militärtypische Erkrankungen erhöhen das Risiko einer Schlafstörung
Die Untersuchung ergab weiterhin, dass rund drei von fünf Soldaten von weiteren Krankheiten betroffen waren. Mehr als jeder Fünfte litt an einer Depression, jeder Sechste an einer Angststörung, jeder Achte an posttraumatischem Stress und ebenfalls jeder Achte an einer leichten traumatischen Hirnverletzung. Jeder Vierte nahm Schmerzmittel. Mit Blick auf die Schlaflosigkeit stellten die Forscher fest, dass ein posttraumatisches Stresssyndrom das Risiko verdoppelt, und auch Depressionen und Schmerzen die Schlafstörung 50 Prozent wahrscheinlicher machten.
"Mysliwiec und seine Kollegen haben einen bedeutsamen Beitrag geleistet zu unserem Verständnis davon, wie Schlafstörung und mit dem Militärdienst assoziierte Krankheiten zusammenhängen", erläutern Nita Lewis Shattuck und Stephanie Brown von der Naval Postgraduate School in Monterey in einem begleitenden Kommentar. Ihre Befunde höben die Notwendigkeit eines Wandels in Politik und Kultur der militärischen Organisationen hervor.
dapd