Fürth (dapd). Ein Jahr an einer Highschool in den USA, Au-pair in Frankreich oder Work and Travel in Australien – viele Jugendliche begeistert die Idee, auf eigene Faust fremde Länder zu entdecken. Doch während die Kinder schon gedanklich die Koffer packen, reagieren viele Eltern skeptisch: Ist mein Kind reif genug? Wird es alleine zurechtkommen? "Eltern fällt es oft schwerer, sich von ihren Kindern zu trennen, als den Kindern selbst", sagt Andreas Engel, Diplompsychologe und Vizevorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung.
Dabei sei schon das Vorhaben der Kinder ein Zeichen, dass sie selbstständig genug sind, sagt der Experte. "Wer nicht reif dazu ist, wird nicht selbst diese Initiative ergreifen." Dennoch könnten Eltern vieles tun, um ihre Kinder bei der Reiseplanung zu unterstützen.
Wie stellt der Sohn oder die Tochter sich die Zeit im Ausland vor? Danach sollten sich die Eltern zuerst erkundigen, rät Andreas Engel. Zudem könnten Eltern und Kind gemeinsam Listen aufstellen: Einerseits mit den Chancen und positiven Effekten, die sie sich von der Zeit im Ausland versprechen, andererseits mit möglichen Risiken. Dabei könnten Eltern sich ein Bild davon machen, wie gut ihr Kind sein Vorhaben bereits durchdacht hat.
Aus der Liste mit den Risiken lasse sich dann eine Checkliste für Notfälle entwickeln, sagt Andreas Engel. Was tun, wenn Geld oder Kreditkarte abhandenkommen? Was deckt die Krankenversicherung ab, wenn man im Ausland zum Arzt muss? "Auf der Liste können auch Dinge stehen wie ‚Was ist, wenn dich das Heimweh übermannt?’", rät der Psychologe. Für Notfälle sollten beide Seiten Telefonnummern austauschen, unter denen Eltern und Kind jeweils schnell erreichbar sind. Für die Dauer des Auslandsaufenthalts sollten alle absprechen, wie und in welchen Abständen sie kommunizieren wollen.
Den Eltern empfiehlt Andreas Engel, möglichst viele Erkundigungen über das Austausch- oder Reiseprogramm oder die Gastfamilie einzuholen. "Über die Veranstalter kann man sich auch austauschen mit Eltern, deren Kinder schon so etwas gemacht haben", sagt er. Trennungsangst oder Sehnsucht sollten Eltern nicht herunterschlucken. Um die Kinder nicht zu belasten, sollten sie jedoch die positiven Aspekte der Auslandsreise ebenso ansprechen.
dapd