München/Waldems (dapd). Pfeffer-Minze ist in Deutschland ein beliebtes Kraut für Tees. Als Würzkraut hat die Gattung Minze hierzulande allerdings keine lange Tradition. "Dabei sind einige Arten auch hier heimisch", sagt Brigitte Kleinod, Koautorin des Buches "Minze: Frisch – aromatisch – gesund". Aber erst durch verschiedene kulinarische Einflüsse aus der ganzen Welt habe sich Minze auch in deutschen Küchen etabliert.
Im Orient zum Beispiel schätze man das Kraut seit jeher als frische Würze in Speisen und Getränken. "Dort ist Minze eines der wichtigsten Kräuter. Man verwendet sie nicht nur für den marokkanischen Minztee, der zu jeder Tageszeit getrunken wird, sondern verfeinert damit auch viele Gerichte wie das Taboulé – ein im ganzen Orient bekannter Couscous-Salat", sagt Kleinod.
Viele kulinarische Minz-Klassiker kommen auch aus Europa und Übersee. "In England zum Beispiel verfeinert man viele Speisen mit Minzsoße, in Österreich kommen die Kärntner Kasnudeln nicht ohne Minze aus, und der ursprünglich kubanische Cocktail Mojito ist allerorts als erfrischender Drink beliebt", zählt Susanne Bodensteiner auf, Koautorin des Buches "Kräuter und Gewürze". Ihr persönlicher Favorit sei ein einfacher Dip aus Joghurt, Minze, Zitrone, Salz und Pfeffer, wie er auch gerne in der Türkei zubereitet werde.
Auch süßen Speisen und Getränken verleiht Minze eine frische Note. Brigitte Kleinod zufolge eignet sich die Schokoladen-Minze besonders zur Verfeinerung von Mousse au chocolat, Schokoladenkuchen, Kakao oder Eiskaffee. "Mit Ananas- oder Orangen-Minze lassen sich außerdem aromatische Smoothies und Parfaits zubereiten", ergänzt Bodensteiner. Ein weiterer Tipp der Münchener Kochbuchautorin: Frische Beeren in Orangen- oder Zitronenlikör und Minzstreifen marinieren und zu einer Creme oder zu Eis reichen.
Für Limonaden, Cocktails oder Tees sollte man frische Minze erst mit etwas Zucker zerstampfen und dann mit Wasser aufgießen, erklärt Bodensteiner. Anschließend seihe man alles ab und garniere das Getränk mit frischen Minzblättchen.
Aber nicht nur Süßes schmeckt mit Minze frischer. "Auch herzhafte Speisen wirken durch das Sommerkraut kühlender", sagt die Brigitte Kleinod und empfiehlt, mediterrane Gerichte wie Ratatouille oder auch verschiedenste Salate damit zu würzen. Einer ihrer persönlichen Favoriten sind Hackbällchen mit Minze. Und wenn man das Kraut statt Zwiebeln ins Zaziki mische, werde der griechische Dip bekömmlicher.
"Beliebt ist auch das Minzpesto, das man mit Petersilie, Knoblauch, Haselnüssen, Parmesan und Olivenöl anrichtet", sagt Susanne Bodensteiner. Und die berühmte Frankfurter Grüne Soße enthalte traditionell zwar keine Minze, lasse sich aber je nach Geschmack ebenfalls damit variieren. Auch Essige, Öle und Liköre ließen sich einfach mit Minze aromatisieren.
"Wer nichts am Aroma einbüßen möchte, sollte die Minze nicht mitkochen, sondern erst am Ende der Garzeit zufügen", lautet der Rat der Expertin. Wem der Minzgeschmack in Speisen hingegen zu intensiv sei, der könne ihn durch die Zugabe anderer Kräuter wie Petersilie abmildern. "In Asien zum Beispiel mischt man Minze oft mit Koriander oder Thaibasilikum und verfeinert damit Currys oder Fischgerichte", sagt Bodensteiner. Die Österreicher kombinierten Minze lieber mit Kerbel.
Minze ist allerdings nicht gleich Minze, wie Brigitte Kleinod betont. Die Biologin zwischen den mentholhaltigen Pfeffer-Minzen und den Frucht-Minzen, die wenig bis gar kein Menthol enthalten und bekömmlicher seien. Diese milde Variante sei daher auch für Kinder und magenempfindliche Menschen geeignet – beispielsweise die Apfel-Minze, die sich sehr gut für Kindertees verwenden ließe. "Die Feigen- oder Limonen-Minze unterstreicht das Fruchtaroma in Obstsalaten und Konfitüren", ergänzt Kleinod.
Auf Märkten oder in Gartencentern bekomme man heute eine große Auswahl an Minzen angeboten. "Die wuchsfreudige Pflanze kann man aber auch sehr gut im Garten oder auf dem Balkon ziehen", sagt Brigitte Kleinod. Mit einem halbschattigen bis schattigen Platz und auf feuchtem Boden fühle sich das Kraut am wohlsten. Beim Kauf sollte man allerdings echte Minzen von ihren Namensverwandten unterscheiden: "Katzen-, Berg- oder Blauminzen beispielsweise sind botanisch gesehen keine Minzen. Sie sind der Gattung Minze vom Geruch und Geschmack zwar ähnlich, aber längst nicht so intensiv", betont die Biologin.
dapd