Köln (dapd). Das Reden über Gefühle und Probleme wird für Beziehungen oft als Allheilmittel empfohlen. Kommen Kritik oder Mitteilungen über momentane Befindlichkeiten jedoch ständig ungefiltert über die Lippen, kann das nerven und sogar noch mehr Probleme schaffen.
"Besonders Frauen haben das Bedürfnis, dem Partner alle Gefühle zu schildern und von ihm Bestätigung zu bekommen", betont Gerhild von Müller, Psychotherapeutin in Köln. Das sei den meisten Beziehungen nicht förderlich. Männer könnten damit häufig nichts anfangen, da sie die damit verbundene Botschaft anders verstünden, als Frauen sie meinten. Typische männliche Kommunikation sei, sich über Sachverhalte zu verständigen, weibliche bestehe hingegen im Zuhören und Bestätigen.
Männer fassten die Äußerungen ihrer Partnerin in der Regel als Fakt auf. "Erklärt ihm die Frau etwa, sie wolle sich scheiden lassen, heißt das für sie: Es ist fünf vor zwölf. Tu endlich was für unsere Beziehung! Für den Mann heißt das: Ich muss jetzt ausziehen und mir einen Anwalt suchen", erläutert die Paartherapeutin. Manchmal hörten Männer auch gar nicht richtig zu, wenn die Partnerin über ihre Gefühlswelt referiere. Spürt diese das, sei das für sie sehr ernüchternd. Deshalb sollten Frauen alltäglichen Gefühlskram und ihren Frust darüber lieber bei einer Freundin abladen.
"Frauen brauchen ihrem Partner nicht zuzumuten, alles abzufangen, was ihnen auf der Seele liegt", betont die Psychologin. "Das gilt auch für die subjektiven Wahrheiten, oder wenn sie sich über den Partner ärgern." Oft seien es nicht die großen Probleme, an denen Beziehungen scheiterten, sondern zu viele alltägliche Sticheleien.
Kleiner Ärger müsse nicht zwangsläufig kommuniziert werden und wenn doch, dann nicht unreflektiert." Bevor eine Frau damit herausplatzt, sollte sie kurz innehalten und gründlich überlegen, ob sie sich über den Fehler des Partners ärgert, oder ob sie einfach einen stressigen Tag hatte und die Unachtsamkeit des Mannes das Fass nur zum Überlaufen brachte. "Statt ihn pauschal abzukanzeln und mit Vorwürfen wie ‚Du machst immer alles falsch!" zu belasten, kann sie klar sagen: ‚Ich ärgere mich jetzt, weil der ganze Tag schon so stressig war’", sagt von Müller. Damit greife sie nicht seine Person an, sondern mache lediglich ihrem Ärger über eine Reihe ungünstiger Umstände Luft.
dapd