Kiel (dapd). Partner reiben sich oft an Kleinigkeiten auf. Eine verlegte Lieblings-CD, ein schlecht eingeräumter Geschirrspüler oder falsch sortierte Wäsche können einer Beziehung arg zusetzen. "Hinter Mäkelei und Intoleranz steckt häufig eine Unzufriedenheit mit der Partnerschaft", erläutert die Kieler Psychotherapeutin Svenja Lüthge. "Wenn ein genervter Umgangston vorherrscht, mangelt es dem Paar an Wertschätzung und Anerkennung. Die Partner nehmen sich nicht mehr als Liebende wahr."
Wenn sich Paare aufregen, gibt es zumindest noch Kommunikation, aber eben auf negativer Ebene, sagt Lüthge. Stören Partner immer wieder Kleinigkeiten am anderen, sollten sie überlegen, was ihnen in der Beziehung eventuell fehlt. "Oft entdecken genervte Menschen beim Blick auf zurückliegende Zeiten, was sich verändert hat und demzufolge ihren Unmut auslöst", betont die Paartherapeutin. Vielleicht gelingt es ihnen dadurch, an den früheren toleranteren Umgangston anzuknüpfen und ihr "Paarsein" wieder in den Vordergrund zu rücken, statt auf scheinbar nervige Handlungen des anderen zu achten.
Unzulänglichkeiten mit Humor und Gelassenheit tragen
Ist das Verhalten des Partners nicht tolerierbar, sei eine klare Ansage angebracht, betont die Paarberaterin. Aber: Vorsicht vor Beleidigungen, warnt sie. Oft helfe es auch, sich einfach in Gelassenheit zu üben oder sich die eigenen Unzulänglichkeiten bewusst zu machen. Das stimme milder. Weist man den anderen auf die "kleinen Verfehlungen" mit Humor hin, sei er vielleicht eher bereit einzulenken, als wenn man an ihm herumnörgelt. Meckern und Schimpfen machten nur unsympathisch und unsympathischen Menschen tue man erst recht keinen Gefallen. An Handlungen ändere Nörgelei meist nicht viel.
Ein wirksameres Mittel, nervenzehrenden Streitigkeiten um Kleinkram vorzubeugen, seien Nähe und Aufmerksamkeit. Damit diese nicht versiegen, helfen nach Ansicht der Expertin kleine Rituale. "Eine liebevolle Umarmung oder ein Abschiedskuss mit Blick in die Augen zeigen dem anderen Wertschätzung", sagt sie. Die sei der Schlüssel für eine gesunde Partnerschaft.
dapd