Berlin/Bonn (dapd). Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining tut den meisten Menschen gut. Besonders gesund sei es aber für die rund eine Million Menschen, die hierzulande an der Autoimmunkrankheit Rheuma leiden, sagt die Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, Erika Gromnica-Ihle. "Dennoch haben gerade sie oft Angst davor, Sport zu treiben, weil sie befürchten, dass die Bewegung ihre Schmerzen verschlimmern könnte." In der Tat seien stärkere Schmerzen ein Warnsystem. "Dann sollte die sportliche Aktivität wieder etwas zurück genommen, aber nicht beendet werden", rät die Expertin.
Gleichmäßige Bewegung bessert Muskelfunktion und Ausdauer
Zwei Drittel der Rheumakranken machten aus Angst überhaupt keinen Sport. Dabei sollten sie erst Recht Sport treiben, betont Erika Gromnica-Ihle: "Langsame Bewegungsabläufe wie beim Walken, Schwimmen oder Radfahren halten die Gelenke beweglich und beugen einfach und effizient auch der Osteoporose vor."
Selbst für Patienten mit Arthrose in Knie oder Hüfte, mit der chronischen Schmerzkrankheit "Fibromyalgie-Syndrom" oder mit entzündlichen Gelenkerkrankungen sei Bewegung ohne allzu starke Belastung äußerst hilfreich. "Sie verbessern damit Muskelfunktion, Beweglichkeit und Ausdauer", sagt die Rheumatologin. Sie rät allerdings, das Sportprogramm an die jeweilige Krankheitssituation anzupassen. "Sind zum Beispiel nur die Hände betroffen, empfehle ich Walken." Sind dagegen viele Gelenke entzündet, biete sich eine Bewegungstherapie im Wasser an.
Training im Wasser schont die Gelenke
Das Training im Wasser helfe, Gelenkfunktionen, Fitness, Gleichgewicht, Ausdauer, Kraft, Koordination und Flexibilität zu verbessern, sagt auch Karsten Dreinhöfer, Professor an der Charité und Chefarzt Orthopädie am Medical Park Berlin Humboldtmühle. "Das Wasser trägt das Körpergewicht und reduziert damit die auf die Gelenke einwirkenden Kräfte." Studien zeigten, dass die Gelenke beim beim Laufen und Rennen im hüfthohen Wasser um 40 Prozent weniger belastet werden, im brusthohen Wasser um bis zu 50 Prozent weniger. Ob Laufen, Radfahren, Tanzen, Gymnastik oder Aerobic – "alles ist im Wasser möglich, intensiv und absolut gelenkschonend."
Vorsicht bei Aqua-Training mit Herzproblemen
Patienten mit Herzproblemen sollten jedoch vor dem Aquasport unbedingt Rücksprache mit ihrem Kardiologen halten, betont Dreinhöfer. Denn durch den Wasserdruck würden Gewebeflüssigkeit und Blut aus dem unteren Bereich des Körpers nach oben gedrückt. "Dieses zusätzliche Blutvolumen, das das Herz dann zu bewältigen hat, kann für einen Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu viel sein." Auch für Menschen mit Herz- oder Lungenerkrankungen oder Kreislaufproblemen könnten warmes Wasser und die hohe Luftfeuchtigkeit sehr belastend sein – sie sollten dann lieber an Land trainieren.
Die Deutsche Rheuma Liga bietet unter aktiv-gegen-rheumaschmerz.de einen Übungsplan. Trainieren kann man auch in einer örtlichen Rheuma-Sportgruppe. Informationen darüber gibt die Rheuma-Liga unter Tel. 01804-600 000 für 20 Cent pro Anruf oder unter rheuma-liga.de.
dapd