Berlin/Bredenbek/Hamburg (dapd). Lebensläufe ohne roten Faden gelten in vielen Personalabteilungen als Makel. Entsprechend schwer haben es Bewerber mit Karrierebrüchen, überhaupt ein Vorstellungsgespräch, geschweige denn die Stelle zu bekommen. "Zick-Zack-Lebensläufe bedeuten: Jemand scheint unsicher zu sein, was er will", erläutert der Hamburger Karriere-Coach Martin Wehrle. Mitarbeiter von Personalabteilungen fürchteten, dass sich Unstetigkeit in der Vergangenheit auch in die Zukunft fortsetzen werde. "Eine falsche Einstellungsentscheidung bleibt dann an ihnen hängen", sagt Wehrle. Bewerber mit solchen Lebensläufen müssten also deutlich machen, dass sie mit der angestrebten Stelle ihre Berufung gefunden hätten.

Das setzt allerdings voraus, es erst einmal in ein Vorstellungsgespräch zu schaffen. Ein "roter Faden" signalisiere, dass sich jemand auf ein Thema konzentriert hat, erklärt Christian Püttjer von der Karriereakademie in Bredenbek. Aber auch eine Zick-Zack-Laufbahn könne durchaus einen roten Faden bekommen, wenn im Lebenslauf nicht nur die verschiedenen Arbeitgeber genannt werden. "Es geht darum, deutlich zu machen, welche Tätigkeiten man in den Positionen ausgeführt hat. Oftmals hatten Bewerber in sehr unterschiedlichen Jobs doch ähnliche Aufgaben übernommen. Diese Überschneidungen sollten sich dann auch im Lebenslauf wiederfinden. Bei vielen glättet er sich dann", sagt der Experte.

Püttjer empfiehlt, für die Auflistung der Aufgaben und Tätigkeiten dem Bewerbungsschreiben ein Extrablatt beizufügen, das vor dem eigentlichen Lebenslauf liegt und als "berufliches Profil" überschrieben werden könne. "Wichtig ist die Stärkenorientierung. Bewerber müssen deutlich machen, was sie können. Liest ein Personaler zuerst die Skills eines Bewerbers, wirkt die lange Liste unterschiedlicher Arbeitgeber weit weniger bedenklich auf ihn", berichtet der Karriereberater aus seiner Erfahrung.

Elternzeiten dürfen verschwiegen werden

Ein weiteres Manko sind Fehlzeiten, die in Lebensläufen möglichst nicht vorkommen sollten. Frauen haben beispielsweise oft ein Problem mit Erziehungszeiten. Püttjer empfiehlt, Erziehungsjahre, die über den gesetzlichen Rechtsanspruch hinausgehen, zur Weiterbildung zu nutzen, zum Beispiel, indem sich Frauen ein neues Computerprogramm aneignen oder eine Sprache lernen. Elternzeiten müssen ansonsten nicht zwingend offengelegt werden. "Es gibt keine Notwendigkeit, Elternzeiten aufzulisten, zumal angestellte Frauen in dieser Zeit formal ja noch zum Unternehmen gehörten, wenn auch mit einer Freistellung von der Arbeit", sagt Püttjer. Karriere-Coach Wehrle rät zu einem selbstbewussten Umgang mit dem Familienmanagement: "Jede Frau, die Kinder erzieht, baut ihre Fähigkeiten in Organisation und Führung aus – das sollte man offensiver verkaufen, statt es verschämt zu verschweigen."

Auch Auslandsreisen und Gelegenheitsjobs, die einige nach Ausbildung oder Studium machen, können Bewerber durchaus als Aneignung von Skills verkaufen. "Eine längere Reise kann als Sprachaufenthalt gesehen werden, der der Verbesserung von Fremdsprachenkenntnissen dient", sagt Hans-Uwe Hohner vom Bereich Arbeits- , Berufs- und Organisationspsychologie der Freien Universität Berlin. Vor allem bei Dienstleistungsjobs sollten die für eine begehrte Stelle relevanten Kompetenzen herausgestrichen werden. So erfordere ein Servierjob nicht nur motorisches Geschick und Abrechnungskenntnisse, sondern auch einen angemessenen Umgang mit Gästen, Teamfähigkeit und die Bereitschaft zu Feiertags- und Nachtarbeit. Erfahrungen und Tätigkeiten, in denen sogenannte Soft-Skills wie Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkeit oder Zuverlässigkeit deutlich werden, sollten deshalb in Lebensläufe mit aufgenommen werden, unabhängig davon, in welchem Job man das gelernt hat, betont Hohner.

Aber wie weit dürfen Bewerber mit dem "Aufhübschen" ihres Zick-Zack-Lebenslaufs gehen und wo liegt die Grenze zur Lüge? "Ich empfehle, sich nicht zu verbiegen. Man muss sich mit dem Inhalt seiner Unterlagen auch wohlfühlen", resümiert Wehrle. Püttjer stellt klar: "Es geht schon darum, sich in einem guten Licht darzustellen. Wichtig ist aber, dass man in einem persönlichen Gespräch die Angaben in seinem Lebenslauf auch schlüssig erklären kann."

dapd