Hamburg (dapd). Das Plätzchenbacken mit Oma, das Glöckchen, das zur Bescherung ruft, der festlich geschmückte Baum – die Weihnachtszeit gehört für viele Menschen zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Im Vorbereitungstrubel fällt es Eltern allerdings oft schwer, auch für ihren Nachwuchs so eine besondere Atmosphäre zu schaffen. "In vielen Familien ist die Weihnachtszeit mit einer sehr hohen Erwartungshaltung verknüpft", sagt Regina Lindhoff vom Verein Mehr Zeit für Kinder. Die Wohnung soll ansprechend dekoriert sein, Selbstgebackenes die Gäste erfreuen und nebenbei muss auch noch der Familienalltag gemanagt werden. "Dieser Perfektionismus sorgt für zusätzlichen Druck", weiß die Expertin.

Sie empfiehlt Familien, sich diese überzogenen Ansprüche zu verdeutlichen und bewusst für einen anderen Weg zu entscheiden: "Nehmen Sie sich vor, den Advent dieses Mal ruhiger und gelassener zu gestalten und die schönen Momente mehr zu genießen", sagt Lindhoff. Dafür sei es hilfreich, frühzeitig eine Checkliste mit den wirklich wichtigen Weihnachtserledigungen zu erstellen und die Aufgaben dann unter allen Familienmitgliedern aufzuteilen. "Denken Sie daran: Die Weihnachtszeit lässt sich auch genießen, wenn die Wohnung nicht keim- und staubfrei ist", sagt die Expertin.

Eigene Rituale entwickeln

Wer das stressige Pflichtprogramm auf ein Minimum reduziert, kann den Advent mit nicht alltäglichen Erlebnissen erleben. "Überlegen Sie sich, was Sie Ihren Kindern vermitteln möchten, welche Weihnachtserinnerungen diese einmal mitnehmen sollen", empfiehlt die Expertin den Eltern. "Erinnern Sie sich an die eigene Kindheit: Welche Momente haben mich besonders geprägt? An welche Adventserlebnisse denke ich heute noch gerne zurück?" Die Familie sollte für sich Rituale entwickeln, die für alle fest in die Weihnachtszeit gehören – und sie zu etwas ganz Besonderem machen.

Schön sei beispielsweise, wenn man sich an den Adventssonntagen Zeit für ein ausgiebiges Familienfrühstück nehme oder auch für ein Frühstück im Bett. Anschließend könne die Familie noch etwas zusammen unternehmen, etwa einen Kinobesuch oder einen Ausflug ins Schwimmbad. "Im Dezember könnte man auch bestimmte Spielsachen wieder hervorholen, die sonst aus Platzmangel im Keller stehen müssen – das Kasperletheater beispielsweise oder die Modelleisenbahn", sagt Lindhoff.

Weihnachtsdeko selbst gestalten

Weihnachtsstimmung kommt auch bei einem gemeinsamen Bastelnachmittag auf. "Sammeln Sie mit den Kindern Zapfen im Wald, die Sie anschließend zu Hause mit Goldfarbe anmalen", schlägt Lindhoff vor. Anstatt vorgedruckter Weihnachtskarten könne man auch selbst Klappkarten anfertigen und sie mit Fotos bekleben, die die Familienmitglieder bei den Weihnachtsvorbereitungen zeigen. Und wer die Weihnachtskrippe schon am 1. Dezember aufbaue, könne aus 24 Teelichtern einen Weg dorthin gestalten. "Jeden Tag im Advent wird dann ein weiteres Kerzchen angezündet", sagt Lindhoff.

Für Kinder ist es auch sehr spannend, Weihnachten mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. "Lassen Sie ein Kind mit dem Finger über dem Atlas kreisen, um ein beliebiges Land auszuwählen", schlägt die Expertin vor. Nun könne man sich gemeinsam darüber informieren, ob und wie in diesem Teil der Erde Weihnachten gefeiert wird, ob es dort Geschenke gibt und welche Traditionen wichtig sind. "Schön ist auch, wenn die Eltern und Großeltern den Kindern einmal erzählen, wie in ihrer Kindheit Weihnachten gefeiert wurde – das ist für die Kleinen oft eine völlig neue Welt", sagt Lindhoff.

Besonders wichtig seien auch Rückzugsmöglichkeiten – für die Erwachsenen ebenso wie für die Kinder. Zeit für sich allein, aber auch ruhige Momente mit der ganzen Familie täten allen Beteiligten gut. "Nutzen Sie doch die Gelegenheit für eine gemütliche Vorlesestunde bei Kerzenschein – dabei können auch die Kinder mal einen Lese-Part übernehmen", schlägt die Expertin vor.

Schön seien auch Spieleabende. Vielleicht nehmen sich die Eltern Zeit, sich vom Nachwuchs auch mal ein PC-Spiel beibringen zu lassen? Meisten säßen Kinder lange allein am Bildschirm, gibt Lindhoff zu bedenken. "Eltern sollten bei ihren Kindern daher auch das Interesse für Brett- oder Kartenspiele wecken. Die Entdeckung, wie viel Spaß das machen kann, kommt dann ganz von alleine", sagt die Expertin. (Tipp: Eine Liste von pädagogisch geprüften Spielen gibt es auf der Internetseite spielen-macht-schule.de)

dapd