Düsseldorf (dapd). Nur wenige Erwachsene in Deutschland sind mit ihrem Schlaf voll und ganz zufrieden. "Bei Umfragen und Studien der vergangenen Jahre sind es nur zwischen zwei und zehn Prozent", berichtet der Geschäftsführer des Deutschen Wellness Verbandes, Lutz Hertel. Nicht zuletzt deshalb lockten Schlaf-Wellness-Programme in Urlaubshotels zunehmend gestresste Menschen zum Innehalten und Entspannen.
"Sie bringen den Teilnehmenden über mehrere Tage eine angenehme, weil durch körperliche Bewegung, frische Luft und natürliches Licht ausgelöste Müdigkeit und Schläfrigkeit, erholsamen Schlaf und viele alltagstaugliche Tipps für einen funktionierenden Tag-Nacht-Rhythmus."
Schließlich schlügen dauerhafte Schlafstörungen nicht nur aufs persönliche Wohlbefinden zurück, sondern sie seien ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko. Denn während des Schlafs schüttet der Körper das Wachstumshormon aus – und dies ist auch für Erwachsene wichtig. "Es sorgt mit dafür, dass sich das Gewebe regeneriert, und es stärkt das Immunsystem." Bei Menschen mit Schlafdefizit ist zudem der Pegel des Stresshormons Cortisol im Blut erhöht, was zu Konzentrationsschwächen und Gereiztheit, langfristig sogar zu Störungen der Schilddrüsenfunktion, Übergewicht, hohem Blutdruck, Depressionen, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes führen kann.
In den allermeisten Fällen seien Schlafprobleme nicht medizinisch bedingt sondern hausgemacht, erläutert Diplompsychologe Hertel. "Wir sind zu wenig im Freien körperlich aktiv, grübeln zu viel und unterschätzen völlig die Rolle, die das Licht und der biologische Rhythmus in unserem Alltag spielen." Schlaf-Wellness-Gäste machten unter Anleitung einmal für einige Tage alles richtig und erlebten, wie vital man sich körperlich und geistig fühlen kann, wenn man gut schläft. Dazu gehört zum Beispiel, sich gleich nach dem Aufstehen beim ersten Morgenlicht im Freien zu bewegen. "Natürliche Helligkeit stößt das Pendel der körpereigenen Uhr auf ‚Aktivität‘, sodass es am Ende des Tages zur richtigen Zeit wieder zurück auf ‚Ruhe‘ schwingen kann." Auch schon ein paar gezielte Atemtechniken am offenen Fenster und achtsame Yogaübungen bringen den Körper sanft auf Trab, ebenso ein kohlenhydratreiches Frühstück mit Vollkorn-Backwaren und Müsli.
Abends wiederum helfen Rituale nicht nur Kindern sondern auch Erwachsenen, zur Ruhe zu kommen. Sie funktionieren als Einschlafsignal und sorgen für die nötige Entspannung. Ideal sind ein halbstündiger Abendspaziergang, ein warmes Bad oder die Anwendung einer einfachen Entspannungsübung bei immer gleicher, beruhigender Musik. Auch ein Buch kann hilfreich sein, wenn man dabei entspannt und müde wird. Das sollte man aber nicht im Bett lesen. "Schlafstörend sind helles Licht und Lampen, die einen hohen Anteil aus dem blauem Lichtwellenspektrum abstrahlen, wie etwa viele Energiesparlampen. Sie unterdrücken das Schlafhormon Melatonin." Auch wenn sie zunächst müde machen, verschlechtern Alkohol und schwer verdauliche Speisen den Schlaf. Wer möchte, kann zum Abendessen durchaus ein Glas Wein genießen, "allerdings sollten zwischen Weingenuss und Schlafengehen mindestens zwei Stunden liegen." Koffein ist bis zum frühen Nachmittag kein Problem, danach aber tabu.
Körperliche oder geistige Höchstleistungen sollte man vor dem Schlafengehen nicht mehr vollbringen, betont der Wellnessexperte. "Hören Sie mindestens eine Stunde vorher auf zu lernen oder geistig zu arbeiten. Entspannen Sie sich lieber mit leichter Lektüre, hören Sie Musik oder machen Sie etwas anderes, das Sie mögen und das auf Sie beruhigend wirkt – allerdings nicht im Bett, das nur zum Schlafen da sein sollte und zum Kuscheln, denn Sex mit einem vertrauten Partner entspannt."
Wer sich mehr über Schlaf-Wellness-Programme informieren möchte, kann sich an den Deutschen Wellness Verband wenden: wellnessverband.de. Unter dgsm.de bietet die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin viele nützliche Informationen rund um den Schlaf, ebenso das Informationsportal des Instituts für Telemedizin und Gesundheitskommunikation unter schlaf.de.
dapd