Berlin (dapd). Bei Mama und Papa ist es gemütlich und sicher, finden viele Kinder und kriechen Nacht für Nacht ins Bett der Eltern. Der Wunsch nach Geborgenheit sei verständlich, sagt Karin Jacob, Psychologin und Erziehungsberaterin im SOS-Familienzentrum Berlin. Doch auch Eltern haben Bedürfnisse, und die lassen sich mit solch nächtlichem Besuch nicht immer vereinbaren. Mit der Zeit sollten Kinder daher lernen, im eigenen Bett zu schlafen.
"Kinder brauchen Geduld und die Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse, um sich allmählich ans eigene Bett zu gewöhnen", sagt Jacob. Spätestens im Kindergartenalter sollten die Sprösslinge wissen, dass das Elternbett den Erwachsenen gehört. "Je älter die Kinder werden, desto schwerer ist es, sie um zu gewöhnen", sagt die Psychologin. Viele Eltern kämen nachts kaum zur Ruhe, wenn sie das Bett mit Partner und Kind teilen müssten, und wachten gereizt und übernächtigt auf.
Auch an Sex sei nicht mehr zu denken, sagt Karin Jacob. Schlafen die Kleinen mit im Bett, liegt das Liebesleben der Eltern erst einmal auf Eis. "Gerade wenn die Kinder noch sehr klein sind, wird die Paarbeziehung zu wenig berücksichtigt", sagt Jacob.
Rituale helfen beim Einschlafen
Sie rät Eltern dazu, die Zeit des Schlafengehens mit kleinen Ritualen zu gestalten – etwa indem die Eltern ein Buch vorlesen oder zusammen ein Lied gesungen wird. Fürchtet sich das Kind alleine im Dunkeln, könne ein allabendlicher Kontrollgang der Eltern helfen, bei dem alle Ecken des Zimmers auf Monster überprüft werden. "Man kann auch das Fenster öffnen und die Monster gemeinsam verjagen", rät Karin Jacob.
Eltern sollten klare Regeln aufstellen, sagt die Expertin. Dabei sollten sie ihrem Kind erklären, warum es nicht im Bett der Eltern schlafen soll – zum Beispiel sollten sie deutlich machen, dass sie sonst selbst nicht gut schlafen können. "Ausnahmen soll es auch geben", sagt Karin Jacob. "Aber die Eltern sollten sie klar definieren."
Solche Ausnahmefälle könnten sein, wenn das Kind schlimme Albträume hatte, krank oder gerade in einer Phase ist, in dem es mehr Nähe braucht. "Die Kinder werden dann immer mal versuchen, die Eltern auszutricksen", sagt Jacob. Gibt es keinen triftigen Grund für eine Ausnahme, sollten Mutter und Vater auch nicht nachgeben, sondern stattdessen überlegen, wie sie dem Bedürfnis des Kindes auf eine andere liebevolle Art gerecht werden können.
dapd