Bad Honnef/Dortmund (dapd). Ein einfaches Schränkchen im Wohnzimmer genügt schon lange nicht mehr, um den Fernseher aufzustellen. Die modernen großen Flachbildschirme wollen wirkungsvoll präsentiert werden. Und auch für Spielkonsole, DVD-Player und andere technische Errungenschaften gibt es spezielle Media-Möbel, die sie gut zur Geltung bringen.
"Media-Möbel sind eigentlich kein neues Segment im Möbelsortiment. Schon lange werden sogenannte Hi-Fi-Möbel angeboten", erklärt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef. Vorher, in den 50er und 60er Jahren, fehlte in keinem Wohnzimmer die Musiktruhe, später wurden Stereo-Kompaktanlagen beliebt. Dann kamen die CD-Player und Großfernseher.
"Jetzt werden die Geräte immer kleiner. Tablet-PC, Smartphone und MP3-Player benötigen kaum noch Platz. Damit verändern sich auch die Möbel. Vorbei ist die Zeit großer Schrankwände, in die Fernseher und Stereoanlagen früher meist eingebaut wurden. Der Trend geht zu leichten Wohnwänden, die flexibel in der Anordnung sind und an jeder beliebigen Stelle den Flachbildschirm integrieren können", sagt Ursula Geismann.
Beliebt seien Sideboards und Lowboards, weil sie sich gut in den Raum einfügen lassen und auch Stauraum bieten für all das Zubehör, das die Technik erfordert. Kabel, CDs, Sticks, E-Books und anderes können in Schubladen und Fächern untergebracht werden. "Besonders praktisch sind Möbel, in deren Fronten oder Seitenteilen flache Lautsprecher oder Kabelschächte eingebaut sind", meint Geismann. Das verhindert den unschönen Kabelsalat, der sonst meist hinter den Schränken entsteht. Die Möbelindustrie bietet zum Beispiel sehr schmale Sekretäre an, durch deren hohle Beine die Kabel laufen können. Sie besitzen außerdem Stromanschlüsse. Ihnen sieht man von außen nicht an, dass sie eigentlich Media-Möbel sind.
Media-Möbel sollten sich gut in die übrige Wohnungseinrichtung einfügen. Deshalb ist es wichtig, beim Kauf auf Qualität und Nachhaltigkeit zu achten. "Vorher sollte man sich genau überlegen, wofür man sie benötigt, welche Geräte untergebracht werden sollen", rät die Expertin. Wichtig ist, dass sie auch mal einen Umzug aushalten, und sei es auch nur von einem Raum in den anderen. "Heute nutzt man die Medien nicht nur im Wohnzimmer, sondern überall in der Wohnung. Media-Möbel werden also auch in der Küche, im Schlafzimmer und sogar im Bad gebraucht. Das müssen natürlich nicht immer große Regale oder Sideboards sein. Manchmal reicht auch ein Arm, den man an die Wand anschraubt und auf den der Fernseher gestellt wird. Fürs Bad gibt es zum Beispiel Hinterspiegellösungen für den Computer-Monitor. So kann man schon morgens beim Rasieren die Nachrichten verfolgen."
Pfiffige Lösungen sind allerdings nicht überall im Handel zu finden. Deshalb setzen viele Kunden auf individuelle Lösungen und bestellen maßgerechte Media-Möbel bei einem Tischler. "Wir führen nicht nur einfach die Aufträge des Kunden aus, sondern beraten ihn umfassend", betont Markus Hinnüber vom Tischler-Fachverband Nordrhein-Westfalen in Dortmund. Das geht bis hin zur Auswahl der Hi-Fi-Technik und zum Standort der Lautsprecher in der Wohnung. "Unsere Möbel sind keinesfalls immer aus massivem Holz", räumt er mit einem Vorurteil auf. "Auch wenn wir Tischler sind, arbeiten wir mit allen gängigen Materialien, von der lackierten Faserplatte bis hin zu Plexiglas und Aluminium."
Wer eine besondere Lösung für sein Media-Problem beim Tischler sucht, will meist, dass die Geräte nicht auf den ersten Blick in der Wohnung zu sehen sind, sich aber elegant und einfach hervorzaubern lassen, wenn sie gebraucht werden. "Oder die Kunden wollen sie nicht nur an einem Standort im Zimmer nutzen, sondern flexibel einsetzen. Wir schauen uns in der Wohnung um, fragen, ob sie ältere oder neue Geräte haben. Es kommt zum Beispiel vor, dass Lieblingsstücke wie hochwertige alte Plattenspieler in das Konzept integriert werden sollen. Das alles kann der Möbelhandel nicht leisten. Individualisten sind also beim Handwerker gut aufgehoben."
Der macht vieles möglich. Beispielsweise ein Sideboard, das sich äußerlich nicht von einfachen Möbeln unterscheidet, es aber in sich hat. Darin haben nicht nur Stereoanlage und Plattenspieler Platz, sondern auch sämtliche Schallplatten und CDs. Über dem Sideboard hängt ein Bildschirm, der von einem Gemälde verdeckt ist. Das fährt zur Seite, wenn der Fernseher angeschaltet wird.
An Ideen für die Zukunft fehlt es dem Handwerk nicht. Möbel für Medien werden immer gebraucht, ist sich Markus Hinnüber sicher. "Auch wenn Musik künftig nur noch aus winzigen iPods kommt, ist sie auf Lautsprecherboxen angewiesen, die das Hören zum Genuss machen. Die müssen nicht in einem Regal stehen, sondern können unsichtbar eingebaut werden, auch unter der Tapete."
Die industriellen Möbelhersteller sehen die Zukunft ähnlich. Sie sind schon jetzt dabei, herkömmliche Bücherregale durch Medienspeicherwände abzulösen, die nicht tiefer als zwölf Zentimeter sind. "Dort sollen zum Beispiel E-Books Einzug halten", erklärt Ursula Geismann. "Aber für die normalen Bücher und dicken Bildbände bleiben natürlich auch die herkömmlichen Regale im Sortiment."
dapd