Berlin (dapd). Ob Pfeil und Bogen oder Laserschwert – viele Kinder lieben es, sich bis an die Zähne zu bewaffnen. Eltern hingegen sehen es oft gar nicht gerne, wenn ihre Kleinen sich mit derlei Spielzeug beschäftigen. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Spiel mit einer Plastikpistole Kinder gewaltbereiter macht", betont jedoch der Erziehungsberater Matthias Müller-Guth.
Es sei normal, dass gerade die Kleinen nach Wegen suchten, sich in der Welt der Großen zu behaupten. "Besonders im Alter von vier bis sechs fühlen sich Kinder oft ohnmächtig und klein: Die Erwachsenen setzen Grenzen, die größeren Kinder sind stärker, und vieles, was die Kleinen schon können wollen, gelingt ihnen noch nicht", erklärt der Experte vom SOS-Familienzentrum Berlin. Im Spiel mit Holzschwert oder Plastikpistole hätten die Kinder die Möglichkeit, sich eine Zeit lang selbst groß und stark zu fühlen – ohne Schaden anzurichten.
"Kinder wissen durchaus, dass der Tod durch Spielzeugwaffen von kurzer Dauer ist", sagt Müller-Guth. Der andere stirbt dramatisch – und ist anschließend sofort wieder putzmunter. Wenn Kinder gewalttätig werden und Hemmungen verlieren, habe das andere Ursachen, betont der Experte: "Die Erfahrung von realer Gewalt am eigenen Leib oder zu erleben, dass anderen Gewalt angetan wird, ist hier besonders prägend." Dadurch baue sich Hass auf, der sich irgendwann entladen kann.
Aus Sicht des Erziehungsexperten gibt es also keinen Grund, Spielzeugwaffen grundsätzlich aus dem Kinderzimmer zu verbannen. "Allerdings haben Eltern durchaus das Recht, ihre Gefühle zu diesem Thema zum Ausdruck zu bringen", betont Müller-Guth. Man könne mit seinen Kindern vereinbaren, dass sie solche Sachen nicht zu Hause spielen, weil man selbst dadurch an schlimme Dinge wie Krieg erinnert wird. Spielzeugwaffen taugten außerdem nur zum Kämpfen und böten Kindern keine andere Beschäftigungsmöglichkeit. "Es ist daher wichtig, dass man Kindern vielfältiges Spielzeug anbietet, um ihr Spielverhalten nicht zu sehr auf die aggressive Auseinandersetzung zu beschränken", sagt Müller-Guth.
dapd