Mannheim (dapd). Mit der Trennung oder Scheidung vom Partner bricht für viele Menschen eine Welt zusammen. Die Verlassenen plagen Selbstzweifel, Schuldgefühle, Wut und Angst. "Betroffene sollten den Trennungsschmerz nicht total wegschieben", rät die Mannheimer Diplom-Psychologin Doris Wolf, Autorin des Buches "Wenn der Partner geht: Wege zur Bewältigung von Trennung und Scheidung".
"Es ist in Ordnung, dass sie trauern, wenn sie einen Menschen verlieren, der ihnen wichtig ist", sagt Wolf. Jedoch sollte sich niemand in seinem Schmerz vergraben. Bewährt habe sich der "Gedankenstopp", um das Trauern auf bestimmte Stunden des Tages zu reduzieren. Zu den anderen Zeiten sollten Verlassene Gedanken an den Ex unterbrechen und sich sagen: "Jetzt ist nicht deine Zeit".
Zumindest für das erste Jahr empfiehlt die Expertin, den Kontakt nach Möglichkeit auf ein Minimum zu reduzieren oder komplett abzubrechen. "Für die Loslösung ist ein vorübergehender Abstand vom ehemaligen Partner hilfreich", betont Wolf. Das Umschalten auf eine freundschaftliche Beziehung sei meist zu schwierig, weil bei jeder etwas netteren Geste die Gefahr erneuter Hoffnung auftauche.
Erinnerungsstücke erst einmal verbannen
"Natürlich gibt es nicht den einen idealen Weg zur Bewältigung dieser Krise", dämpft die Psychotherapeutin überzogene Erwartungen. "Wie man damit umgeht, hängt von den persönlichen Einstellungen, der Situation und den eigenen Bewältigungsstrategien ab." Der eine stürzt sich in Aktivitäten, um zu vergessen. Der andere verkriecht sich mit seiner Trauer in den eigenen vier Wänden. Beides werde nur dann problematisch, wenn es die Betroffenen exzessiv betreiben.
Dem Trennungsschmerz darf Doris Wolf zufolge Platz eingeräumt werden – aber nicht zu viel. So sollten Wochenenden und Feiertage ganz bewusst vorgeplant sein. "Man kann sich einen Aktivitätsplan erstellen, allerdings ohne sich dabei zu überfordern", empfiehlt die Psychologin. Betroffene sollten aktiv werden, auch wenn ihnen nicht danach zumute ist. Bewegung sei ein gutes Mittel gegen Wut und Hass: "Man kann joggen gehen oder den Garten umgraben."
Briefe eignen sich gut, um sich Vorwürfe von der Seele zu schreiben. Sie sollten nur nie abgeschickt werden, rät Doris Wolf. "Hilfreich ist es auch, Kleider, Hygieneartikel, Liebesbriefe und alles, was an den Ex-Partner erinnert, in eine Kiste zu packen und sie in den Keller zu stellen." Manchen helfe es, ein Tagebuch zu führen. "Man kann darin alles aufschreiben, was man glaubte, in der Partnerschaft falsch gemacht zu haben", ermuntert die Autorin. Am Ende dieser "Selbsttherapie" sollte folgender Satz Platz finden: "Ich habe das getan, was mir möglich war. Ich bin bereit, mir zu verzeihen."
dapd