Washington (dapd). Eingeschränkte motorische Fähigkeiten in der Kindheit können sich negativ auf die spätere schulische Leistung auswirken. Dabei erhöht das Motorikdefizit zunächst die Wahrscheinlichkeit für Bewegungsmangel und Übergewicht. Letztere wiederum sind assoziiert mit schlechteren Schulnoten in der Jugend, wie ein europäisches Forscherteam im Wissenschaftsjournal "PNAS" berichtet (doi: 10.1073/pnas.1214574110).

Das Team um den finnischen Gesundheitsforscher Marko Kantomaa vom Forschungszentrum für Sport und Gesundheitswissenschaften in Jyväskylä wertete Daten von rund 8.000 Jungen und Mädchen des Geburtsjahrgangs 1986 aus Nordfinnland aus. Als die Kinder acht Jahre alt waren, hatte man die Eltern nach den motorischen Fähigkeiten der Kinder und die Lehrer nach deren schulischen Leistungen befragt. Als die Kinder das 16. Lebensjahr erreichten, gaben sie selbst Auskunft über ihre körperlichen Aktivitäten. Die Forscher maßen Gewicht und Größe und ermittelten die Durchschnittsnote in der Schule.

Die Autoren der Studie stellten fest, dass motorische Einschränkungen im Alter von acht Jahren mit geringer körperlicher Aktivität und Übergewicht in der Jugend zusammenhängen. Auch die kardiorespiratorische Fitness mit 16 Jahren war gering. Damit bezeichnen Gesundheitsforscher die Fähigkeit, dynamische Bewegungen mit großen Muskelgruppen und mittlerer bis hoher Intensität für längere Zeit durchzuführen. Gemessen wurde der Wert am Fahrradergometer.

Bei Übergewicht wiederum, so fanden die Forscher, zeigte sich ein klarer Zusammenhang mit schlechteren Schulnoten. Ein hohes Maß an körperlicher Aktivität hingegen korrespondierte mit einem guten Notenschnitt. Statistische Analysen der Studienautoren zeigten schließlich, dass der Zusammenhang zwischen motorischen Einschränkungen in der Kindheit und späteren schulischen Leistungen über Bewegungsmangel und Übergewicht, nicht aber über die kardiorespiratorische Fitness entsteht.

Die Studie ergab auch, dass Jungen stärker von motorischen Einschränkungen und späterem Übergewicht betroffen sind als Mädchen. Mädchen hatten zudem im Alter von 16 Jahren einen besseren Notenschnitt als gleichaltrigen Jungen.

Weltweit sei jedes zehnte Schulkind übergewichtig, schätzten Experten bereits in einer früheren Studie. Nur ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen sei hinreichend körperlich aktiv. Mehrere Studien bestätigten in den letzten Jahren, dass Bewegungsmangel nicht nur die bekannten Gesundheitsprobleme verursacht, sondern auch die geistigen Fähigkeiten und die schulische Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.

dapd