Köln (dapd). Auf ein sanft schwingendes Band steigen, die Arme ausbreiten und langsam einen Fuß vor den anderen setzen – so wird heute auf dem Seil getanzt. Slackline heißt das Vergnügen, das in vielen Parks und Schwimmbädern im Sommer mittlerweile genauso dazugehört wie auf der Wiese sitzen, Grillen oder Federball spielen.

Übersetzt bedeutet Slackline so viel wie dehnbare Schnur oder lockere Leine und mehr als dieses 25 bis 35 Millimeter breite Band aus Polyestergewebe und zwei Fixpunkte braucht man nicht. "Slacklinen kann im Prinzip jeder", sagt Ursula Hildebrandt, Ärztin am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Sporthochschule in Köln und dort verantwortlich für präventive und rehabilitative Sport- und Leistungsmedizin. Eine gewisse Grundfitness sei allerdings hilfreich. Wer Skatebord oder Ski fährt – also gut das Gleichgewicht halten kann – könnte im Vorteil sein. "Aber es gibt mittlerweile im Netz viele Videos, auf denen man sich anschauen kann, wie es geht. Und im Zweifel kann man Leute mit einer Slackline ansprechen und es einfach mal ausprobieren", rät Hildebrandt.

Die Slackline wird in etwa 30 bis 70 Zentimeter Höhe mit einer Ratsche oder einem Flaschenzug zwischen zwei Bäume oder Pfähle über einen möglichst weichen Untergrund gespannt. Spannt man das Band zwischen zwei Bäume, sollte man die Borke zum Beispiel mit alten Zeitungen, einer Isomatte oder einem Teppichrest schützen. Für Anfänger sollten die Slacklines zwischen 15 und 25 Meter lang sein, denn kürzere Bänder sind ideal zum Üben, schwingen nicht so arg mit und können auch in niedrigen Höhen gespannt, was die Verletzungsgefahr deutlich verringert.

"Wer gerade erst anfängt, kann auch eine Matte unterlegen. Und es hilft, wenn bei den ersten Versuchen jemand dabei ist, der einen an die Hand nimmt", sagt Hildebrandt. "Wer sich nicht gleich auf das Band in die Höhe traut, kann erst mal auf einer Linie im Sand oder einem dicken Seil auf dem Boden das Balancieren üben", sagt Hildebrandt.

Denn Slacklinen ist eine wacklige Angelegenheit: Im Unterschied zu einem Drahtseil, wie man es aus dem Zirkus kennt, gibt die Slackline unter dem Gewicht des Balancierenden nach, schwingt in alle Richtungen mit und wippt auf und ab. Diese Eigendynamik des Bandes müsse nun der Slackliner mit seinem Körper ausbalancieren. Man sollte sich daher langsam herantasten, sich erst mal nur auf Band stellen, dann Gehen. Später können vielleicht auch einfache Tricks eingebaut werden.

"Gerade durch die Schwingungen schult Slacklinen wahnsinnig gut die Balance, ist gut für die Koordination und die Konzentration", sagt Hildebrandt. Das Ziel sei, dass das Band möglichst wenig in Schwingung gerät. Auch deswegen ist Slacklinen ein sehr ruhiger Sport, denn man müsse sich sehr darauf konzentrieren, sich fließend zu bewegen und das Band möglichst ruhig zu halten. "Das hat schon etwas Meditatives", sagt Hildebrandt. "Bei dieser Kombination aus Bewegung an der frischen Luft und hoher Konzentration kann man einfach extrem schnell abschalten."

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