Wedel (dapd). Langeweile im Job ist auf Dauer ebenso wenig auszuhalten wie ständiger Stress. Manche fühlen sich allerdings hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, etwas Sinnvolles zu tun, und ihrer Angst vor Überforderung, wenn sie auf sich aufmerksam machen. "Betroffene geraten in einen internen Interessenkonflikt", warnt Julia Scharnhorst, Diplom-Psychologin im schleswig-holsteinischen Wedel. Einerseits richteten sie sich in ihrer Situation ein, andererseits litten ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl enorm darunter. "Wer sich dauerhaft unterfordert fühlt, sollte unbedingt etwas dagegen unternehmen", rät die Trainerin deshalb.

Bevor Mitarbeiter ihr Problem nach außen kommunizieren, sollten sie sich allerdings mit ihren Ängsten auseinandersetzen und nach den Gründen für ihre Langeweile forschen. "Durch Umstrukturierung in Unternehmen oder im öffentlichen Dienst kann es durchaus passieren, dass Stellen ohne Aufgaben zurückbleiben", erläutert die Expertin. Ihre Wünsche nach anspruchsvolleren Aufgaben sollten Mitarbeiter jedoch nicht mit Unterforderung begründen, sondern positiv formulieren, zum Beispiel: "Ich würde gern mein Aufgabenspektrum erweitern" oder "Ich mache das jetzt bereits mehrere Jahre und wünsche mir eine neue Herausforderung". Scharnhorst verdeutlicht: "Betroffene sollten sich als jemand darstellen, der etwas zu bieten hat." Eine gute Gelegenheit dafür seien auch Jahresgespräche. Manchmal könne der Grund aber auch eine unzureichende Qualifikation sein. Deshalb sei es sinnvoll, das eigene Wissen auf den Prüfstand zu stellen und eventuell um eine Fortbildung zu bitten.

Ist der Chef nicht der richtige Ansprechpartner, können auch Kollegen gefragt werden. Aber auch vor diesen sollte man nicht pauschal "ich hab nichts zu tun" klagen, sondern anbieten, an zwei, drei Tagen in der Woche Aufgaben mit zu übernehmen. Gibt es keine Möglichkeit, gegen die Langeweile vorzugehen, empfiehlt die Trainerin jüngeren und qualifizierten Arbeitnehmern, das Risiko eines Jobwechsels einzugehen, auch wenn dieser geringe finanzielle Einbußen zur Folge hat. "Spaß an der Arbeit kann das wieder wettmachen", sagt Scharnhorst.

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